(Fast) eine Weihnachtsgeschichte: Vier Meister aus dem Abendland

Wie kommen vier Bayern nach Dubai?

Mit dem Flugzeug.

Dieser Kalauer hat einen durchaus ernsthaften Hintergrund. Denn einen
Schreinermeister, der in der Schweiz Firmenbüros einrichtet oder
einen Kunstmaler, der sich in der Toskana mit Fresken beschäftigt,
interessiert die räumliche Entfernung weniger als die Reisezeit
zum Einsatzort. Insofern liegt Dubai, eines der arabischen Emirate am
Eingang zum persischen Golf, mit sechs Flugstunden durchaus im Rahmen.

Noch einen Vorteil bietet dieses Land: Die Kundschaft ist zahlungskräftig
und auch willens, das Geld auszugeben.

Wenn nun noch ein Anstoß aus dem Wirtschaftsministerium kommt,
wie im Frühjahr geschehen, als sich Interessenten über die
Möglichkeiten von Geschäftsbeziehungen mit diesem arabischen
Land informieren konnten, braucht man nur noch unternehmerischen Mut.
Und den hatten der Innenarchitekt Werner Miesl und der Kunst- und Kirchenmaler
Michael Keilhacker, beide aus Taufkirchen(Vils), die auf der Suche nach
Gleichgesinnten schnell fündig wurden. Mit dem Schreinermeister
Dietmar Woikowski aus Permering und dem Raumausstatter Manfred Schreff
aus Inning am Holz war ein Team aus vier Meistern ihres Fachs gebildet,
das sich folgerichtig „4 Masters“ nannte.

Die „4 Masters“ auf der INNOVA 2004 in
Taufkirchen(Vils) beim Probelauf für ihren Auftritt in Dubai (von
links): Michael Keilhacker, Manfred Schreff, Dietmar Woikowski und Werner
Miesl.

Unter diesem Label starteten sie ihr erstes Projekt, einen gemeinsamen
Stand auf der „Index 2004“, einer Ausstellungsmesse für
Innenausbau und Design, die Ende September in Dubai stattfand. Werner
Miesl plante den Auftritt und führte Computeranimationen vor. Dietmar
Woikowski zeigte exklusive High Tech Möbel, Manfred Schreff präsentierte
exklusive Stoffe für Polstermöbel und textile Raumgestaltung.
Die Malerfamilie Keilhacker hatte eine „lebende Werkstätte“ aufgebaut,
die sich als Besuchermagnet erwies. Vater Ludwig führte dort die
Vergoldung von Stuck und Marmor vor.

Die „Dubai-Connection“ in ihrem Stand,
von rechts: Werner Miesl, Dietmar Woikowski und Michael Keilhacker; links:
Ludwig Keilhacker; nicht im Bild: Manfred Schreff

Mit ihrem gemeinsamen und in dieser Art einzigartigen Auftritt zielten
die vier Unternehmer auf schlüsselfertigen Innenausbau ab. Das Ergebnis
bewerteten alle Teilnehmer positiv.

Über hundert Kontakte wurden geknüpft. Als Vertreter der „4Masters“ war
Dietmar Woikowski Anfang Dezember bereits zum dritten Mal in Dubai,
um einen neu entwickelten High Tech-Schreibtisch vorzustellen.
Der Besuch diente auch der Vorbereitung für eine Ausstellung „Handwerksqualität
aus Deutschland“ an der amerikanischen Universität von Dubai,
Fachbereich Interior Design, die Anfang 2005 exklusiv von der bayerischen
Gruppe bestritten wird.

Pilotprojekt: Inneneinrichtung einer Neubauvilla
in marokkanischem Stil

Mit von der Partie war Ludwig Keihacker, der in einer Neubauvilla in
marokkanischem Stil Muster für Wandmalereien ausführte. In
die Planungen für den Innenausbau dieser Villa ist auch Werner Miesl
mit einbezogen. Der Innenarchitekt beteiligt sich außerdem an einem
Architekturwettbewerb für einen Hotelkomplex in Bahrain, einem benachbarten
Staat in der Golfregion.

Die Anfangserfolge täuschen aber keinen der Beteiligten darüber
hinweg, dass man sich einen Gewinn auch hier erst erarbeiten muss. Man
hat internationale Konkurrenz und die Araber sind knallharte Verhandlungspartner.
Ein Büro vor Ort wäre sehr hilfreich, doch dazu braucht man
einheimische Partner. Konkrete Überlegungen in dieser Richtung wurden
schon angestellt.

Die „4 Masters“ sind dennoch überzeugt, dass sich die
Mühe lohnen kann. Das Wirtschaftswachstum in Dubai liegt bei 25
%. In der Region herrscht ein ungeheuerer Bauboom, an dem man partizipieren
will. Riesige künstliche Inseln mit palmenförmigen Grundrissen
werden aufgeschüttet, auf denen zahlreiche Hotelanlagen entstehen.
Wenn das Öl als Quelle für Petrodollars versiegen wird – man
rechnet damit in ca. 15 Jahren – möchte man den Luxustourismus als
tragende Säule der Wirtschaft ausgebaut haben.

Das Luxushotel Burj Al
Arab in Dubai,
das höchste
der Welt

Auf Grund des Baubooms und der Ansprüche der Auftraggeber ist der
Markt für gehobene Einrichtungen enorm. Was die Verarbeitung betrifft,
steht das Gütesiegel „Made in Germany“ auch im internationalen
Vergleich noch hoch im Kurs. „Die Leute legen sehr viel Wert auf
Qualität“, erzählt Dietmar Woikowski. Darin sehen die
vier Betriebsinhaber ihre Chance.

Im Übrigen hatten die vier „Meister aus dem Abendland“ bei
ihren Besuchen stets ein Rückflugticket in der Tasche. Denn natürlich
wollen sie ihre geschäftlichen Aktivitäten in der Heimat nicht
vernachlässigen. Aber über den Tellerrand hinauszuschauen hat
noch nie geschadet. Oder wie es Michael Keilhacker formuliert: „Es
sind Erfahrungen, aus denen man fürs Leben lernt.“