Biomasse-Heizkraftwerk für Taufkirchen(Vils)

Im Gewerbegebiet Roßmais ist die Errichtung eines Biomasse-Heizkraftwerks geplant. Mit modernster Technologie werden Elektrizität und Wärme erzeugt, die ins Stromnetz eingespeist bzw. von Großverbrauchern abgenommen werden. Die bei voller Auslastung erzielbare Energie entspricht dem Strom- und Wärmebedarf von etwa 5.000 Haushalten.

Wer sich an den Tankstellen umschaut oder im Sommer auf billigeres Heizöl hoffte, ist mindestens ernüchtert. Im Schlepptau der Ölpreise steigen auch Gas und Strom, ein Ende ist nicht abzusehen. Deshalb stehen erneuerbare Energien – dazu zählen Wasser, Wind, Sonnenstrahlung und Biomasse – mittlerweile hoch im Kurs. Sie genießen auch deswegen eine hohe Akzeptanz, weil für immer mehr Menschen neben dem Preisargument und der Abhängigkeit ökologische Aspekte und Umweltschutz eine große Rolle spielen.

Während die Energieträger Wasser, Wind und Sonnenstrahlung regional sehr unterschiedlich verfügbar sind, ist Biomasse (fast) überall vorhanden. Bei Biomasse handelt es sich im allgemeinsten Fall um biologische Stoffe, in denen die zu ihrer Entstehung benötigte Sonnenenergie gespeichert ist.

Die in Deutschland am meisten verfügbare Biomasse ist Holz. Zur Verbrennung in Biomasse-Kraftwerken werden jedoch keineswegs Wälder abgeholzt. Überwiegend kommt vorhandenes Waldrestholz zum Einsatz, das bei der Durchforstung von Jungbeständen oder bei der Stammholzgewinnung anfällt und derzeit meistens im Wald verbleibt.

Ob dieses Holz über Jahre vermodert oder innerhalb von Sekunden verbrannt wird, setzt immer die gleiche Menge an CO2 frei, das vorher beim Wachstum der Atmosphäre entzogen wurde. Der Vorgang ist also in beiden Fällen CO2-neutral. Oder wie es Prof. Udo Hellwig aus Berlin, der technische Projektleiter des geplanten Taufkirchener Biomasse-Kraftwerks, bei einem Pressegespräch formulierte: „Das Abfallholz, das ansonsten in unseren Wäldern verfault, wird bei uns verbrannt. Wir schalten uns in diesem Prozess nur dazwischen.“

Da unsere Gegend sehr holzreich ist, bemühte man sich im Taufkirchener Rathaus seit längerem um die Ansiedlung eines Biomasse-Heizkraftwerks. Mit der Verwaltungsgesellschaft für Erneuerbare Energien (VEE) aus Oberhaching fand man einen Betreiber, der ein erfolgversprechendes Konzept vorlegen konnte.

Technische Angaben zur Anlage:
(Eckrohrkessel GmbH, Berlin)

Brennstoff: Waldrestholz; Sägewerksreste
Brennstoffbedarf: 40.000 – 80.000 Tonnen/Jahr
Verfügbarkeit: 8.000 Stunden/Jahr
Feuerungswärmeleistung: 23 Megawatt
Elektrische Leistung: 5 Megawatt
Elektrischer Wirkungsgrad: ca. 22 %
Maximale Fernwärmeleistung: 10 Megawatt

Bei dem geplanten Projekt kommt modernste Technik zum Einsatz. Erstmalig in Deutschland wird eine Vergasertechnologie eingesetzt, die eine gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme ermöglicht. Durch ein weiterentwickeltes Holzvergasungssystem – ältere Nachkriegssemester erinnern sich vielleicht noch an Holzvergaser-LKWs – wird Brenngas erzeugt und in einer Torsionsbrennkammer verbrannt. Einziger Rückstand ist Asche in der Größenordnung von einem Gewichtsprozent des ursprünglichen Brennmaterials.

Ein angeschlossener Dampferzeuger produziert Wasserdampf, der eine Turbine antreibt. Damit kann die erzeugte Wärme zu etwa 22 % in Strom umgewandelt werden. Die Restwärme wird in einem nachgeschalteten Abhitzekessel genutzt und in ein Nahwärmenetz eingespeist.

Die elektrische Leistung der Anlage beträgt 5 Megawatt. Bei geplanten 8.000 Betriebsstunden pro Jahr könnten mit dem produzierten Strom, der ins Netz eingespeist wird, etwa 5.000 Drei-Personen-Haushalte versorgt werden. Die maximale Heizleistung nach Stromerzeugung (Fernwärmeleistung) beträgt 10 Megawatt. Dies entspricht dem heutigen Wärmebedarf von etwa 1.000 Einfamilienhäusern.

Als Brennstoff dient Waldrestholz; es können auch unbehandelte Sägewerksreste verwendet werden. Der Brennstoffbedarf liegt bei maximal 80.000 Tonnen pro Jahr. Durch die Nutzung von nachwachsender Biomasse können jährlich rund 18 Millionen Liter Heizöl eingespart und die Kohlendioxidbelastung um 50.000 Tonnen reduziert werden.

Projektdaten:

Betreiber:
Verwaltungsgesellschaft für Erneuerbare Energien, Oberhaching

Technische Ausführung:
Eckrohrkessel GmbH, Berlin

Finanzielle Planung:
OHTS Treuhand- und Steuergeratungsgesellschaft, Oberhaching

Anlagemöglichkeit über Fondsbeteiligung:
ConTrust GmbH, Oberhaching

Für die Betreibergesellschaft bot Taufkirchen(Vils) einige Standortvorteile. Im Gewerbegebiet Roßmais an der Reckenbacher Straße war ein günstiges Baugrundstück in der erforderlichen Größe – knapp 6.000 m² – vorhanden. Das Brennmaterial kann von Waldbauern und Sägewerken aus der Region auf kurzen Transportwegen geliefert werden. Und schließlich stehen in unmittelbarer Nähe mit Himolla und dem Bezirkskrankenhaus zwei Großabnehmer für die produzierte Wärme zur Verfügung.

Durch den Verkauf von Wärme wird die Anlage auch lukrativ- ein entscheidendes Kriterium für das Finanzierungskonzept. Die laut Treuhänder Ewald Isenmann „vorsichtig kalkulierte“ Ertragsprognose ergibt eine durchschnittliche Rendite von 14% über eine Laufzeit von 20 Jahren. Dies komme neben dem Wärmegeschäft durch die hohe Produktivität der Anlage sowie staatliche Förderprogramme und Stromabnahmegarantie zustande.

In den Bau des Kraftwerks sollen 16,5 Mio € investiert werden. Diese Summe setzt sich aus 5 Mio € Eigenkapital und 11,5 Mio € begünstigter KfW-Darlehen zusammen. Das Eigenkapital soll zum einen über direkte Kommanditbeteiligungen ab 50.000 € aufgebracht werden. Daneben wird ein Anlagevolumen von etwa 1,5 Mio € für Interessenten aus der Region freigehalten, die sich ab einer Zeichnungssumme von 5.000 € über einen Fonds beteiligen können (siehe unten).

Mit der Errichtung des Taufkirchener Biomasse-Kraftwerks sollen 7 bis 9 Dauerarbeitsplätze entstehen. Der Baubeginn ist noch für dieses Jahr geplant. Damit könnte die Anlage Ende 2006 in Betrieb gehen.

Das Schlusswort bei der Pressevorstellung des Projekts im Taufkirchener Rathaus war Bürgermeister Franz Hofstetter vorbehalten. Auf die Frage nach den Vorteilen für die Gemeinde nannte er den Imagegewinn durch eine moderne, innovative Anlage und die Schaffung von Arbeitsplätzen.