Kanalbaumaßnahmen im Gemeindebereich von Taufkirchen(Vils)

Den Bericht über die Abwasserentsorgung in Taufkirchen
(Vils) möchten wir mit einer Fremdworterklärung beginnen.
Amortisieren bedeutet nach Definition des deutschen Fremdwörterdudens,
„die Anschaffungskosten für ein Investitionsgut durch
den mit diesem erwirtschafteten Ertrag decken“.

Bringt man den Begriff „Amortisierung“ mit
den Investitionen der Gemeinde Taufkirchen(Vils) in Verbindung,
so muss man festhalten, dass hier zwei verschiedene Aufgabenbereiche
der Gemeinde zu behandeln sind.

Nach den gesetzlichen Bestimmungen in der Bayerischen
Verfassung und in der Gemeindeordnung hat jede Kommune eine „allgemeine
Daseinsvorsorge“ zu erbringen. Der Bau von Kindergärten,
Schulen, Feuerwehrhäusern, Straßen, Wegen, Straßenbeleuchtungen
u.ä. wird sich nach der oben dargelegten Definition nie „amortisieren“,
weil in diesen Bereichen von den Gemeinden kein Ertrag erwirtschaftet
wird.

Im Bereich der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung,
ebenfalls eine Pflichtaufgabe der Gemeinde, wird nach wirtschaftlichen
Vorgaben gearbeitet und investiert. Viele Gemeinden und Städte
haben den Bereich Wasser- und Abwasserentsorgung schon lange aus
dem gemeindlichen Haushalt ausgelagert und eigenständige Betriebe
errichtet (siehe z.B. die Stadtwerke in Dorfen oder Landshut).

Ein eigenständiger Wirtschaftsbetrieb arbeitet
nach betriebswirtschaftlichen Vorgaben und ist steuerpflichtig.
Dass ein Stadtwerk am Jahresende ohne Verluste gearbeitet und wenn
möglich Rücklagen für neue Investitionen geschaffen
hat, dafür ist eine eigene Geschäftsführung, eigenes
Personal und eine eigene Verwaltung zuständig. Die Gebühren
für Wasser und Abwasser werden so kalkuliert, dass die laufenden
Kosten (Instandhaltung, Verwaltung u.ä.) und der Kapitaldienst,
d.h. Zins und Tilgung für Investitionen zur Herstellung der
Wasserversorgung und Kanalisation, gedeckt sind.

Nicht anders verfährt eine Gemeinde wie Taufkirchen(Vils),
die Wasserwerk, Abwassersystem und Kläranlage selbst betreibt
– mit einem Unterschied: Finanzierung und Abrechnung gehen in den
Gemeindehaushalt ein.

Bei den Investitionen für den Kanal- und Wasserleitungsbau
sind das Beträge in Millionenhöhe. Seit 1996 hat die Gemeinde
Taufkirchen(Vils) über 22 Millionen Mark in den Ausbau der
Kanalisation gesteckt (siehe Tabelle). Diese Baumaßnahmen
geschahen nicht aus einer Laune heraus, sondern weil abwasserrechtliche
Vorschriften, die nicht im Rathaus festgelegt werden, sie notwendig
machten.

Kanalleitungsbestand

Anschlussbereiche Druck-leitungen Freispiegel-kanäle Kosten
Bestand 1995 0 m 45.700 m  
       
Neubau seit 1996:      
östl. Gemeindegebiet 10.811 m 1.969 m 3,15 Mio
Oberes Vilstal 1. BA 4.019 m 1.331 m 1,79 Mio.
Oberes Vilstal 2. BA 7.539 m 5.667 m 6,00 Mio.
Gebensbach / Winkl 4.700 m 2.226 m 2,15 Mio.
Baugebiete 335 m 8.346 m 5,98 Mio.
Sanierung / Neubau     3,70 Mio.
Neubau 1996 – 2001 27.404 m 19.539 m 22,77 Mio.
Gesamtlänge 2001 27.404 m 65.239 m

Die Gewässerqualität in unseren heimischen
Bächen war schlecht bis katastrophal. Laufende Qualitätskontrollen
des Wasserwirtschaftsamtes Freising belegten diese Tatsache.

Abgesehen von dieser konkreten „Fünf vor
zwölf“-Situation hat jede Gemeinde die Verpflichtung,
ihren Beitrag zu einer aktiven Umweltschutzpolitik zu leisten. Umweltschutz
zählt zu den wichtigsten Gemeinschaftsaufgaben. Dafür
sollten sich alle Verantwortlichen einsetzen.

In Taufkirchen(Vils) führte die prekäre Abwassersituation
dazu, dass Baumaßnahmen in den Ortsteilen nur noch zugelassen
wurden, wenn die Gemeinde Taufkirchen(Vils) jedem einzelnen Bauherrn
bescheinigte, umgehend eine geregelte Abwasserentsorgung, sprich
den Anschluss an das Kanalnetz, bereit zu stellen.

Mit der Errichtung von Teichkläranlagen für
jede einzelne Ortschaft im Gemeindebereich hätte man ebenfalls
den gesetzlichen Bestimmungen entsprochen. Der Unterhalt solcher
Anlagen kann jedoch auf Dauer teurer werden. Intensive Pflegemaßnahmen,
wie regelmäßige Schlammräumungen oder das Mähen
des Schilfes, und vor allem die nicht voraus bestimmbare Klärwirkung
in besonders kalten Wintermonaten verursachen Kosten, die schwer
kalkulierbar sind.

Bei den bisherigen Kanalbaumaßnahmen hat sich
gezeigt, dass die betroffenen Hauseigentümer den Anschluss
an das gemeindliche Kanalnetz befürworten. Mit einer Unterschriftenaktion
haben z.B. die Bewohner von Winkl den Anschluss an den Kanal selbst
gefordert. Auch die Bürger von Geratsberg haben sich bereit
erklärt, die Kanalleitung in Eigenregie zu errichten.

Abwasserbeseitigung Gebensbach
– Winkl

Baukosten 2,15 Mio DM
Zuwendungen 0,25 Mio DM – Herstellungsbeiträge 0,31 Mio
DM

Bauausführung 2001:
Hauptleitungsstrang Klärwerk Siebmühle – Winkl /
Gebensbach; betriebsbereit erst 2002 wegen Ausstattung der
Pumpwerke

Leitungslängen:
4.700 m Druckleitung und 2.226 m Freispiegelkanäle

Im Jahr 2006 tritt die neue Reinhaltungsverordnung
für Gewässer nach EU-Richtlinien in Kraft. Diese gesetzliche
Bestimmung legt fest, dass alle bestehenden Hauskläranlagen
mit einer Nachreinigungseinrichtung ausgerüstet werden müssen.
Je nach örtlichen Verhältnissen kostet dies die betreffenden
Hausbesitzer zwischen 15.000 und 20.000 Mark!

Die Kanalbaumaßnahmen der vergangenen Jahre sind
Investitionen der Gemeinde Taufkirchen(Vils), die den Haushalt zum
jetzigen Zeitpunkt mit einem Betrag von 7,5 Millionen Mark belasten,
die sich in den kommenden Jahren aber wieder „amortisieren“.
Den Ausgaben für Schuldendienst, Instandhaltung und laufende
Betriebskosten stehen regelmäßige Einnahmen gegenüber.
Durch die Kanal- und Wassergebühren werden die Schulden aus
diesen Investitionen zwar nur stückweise abgetragen – aber
sie werden in einigen Jahren den Haushalt der Gemeinde Taufkirchen(Vils)
nicht mehr belasten.

Abwasserbeseitigung Oberes
Vilstal, 2. BA

Baukosten 6,0 Mio DM, davon im Jahr 2001 3,8
Mio. DM
Zuwendungen 1,4 Mio DM – Herstellungsbeiträge 1,0 Mio
DM

Bauausführung 2001:
Hauptleitungsstrang Kienraching – Hörgersdorf;
Bauausführung 2002:
Schnaupping bis Hörgersdorf (südl. Vils), Permering
(nördl. ED 27)

Leitungslängen:
7.539 m Druckleitung und 5.667 m Freispiegelkanäle

Wir haben diesen Sachbericht mit der Erklärung
des Begriffs Amortisation begonnen. Schließen möchten
wir ihn mit einem Vergleich aus dem Privatleben. Wenn Sie ein Haus
kaufen wollen und in der Regel nicht bar bezahlen können, stehen
Ihnen ab Kaufdatum aus der Finanzierung Schulden in meist fünfstelliger
Höhe zu Buche. Wenn Sie in der Lage sind, Zins und Tilgung
zu bedienen, können Sie trotzdem beruhigt schlafen. Denn Ihren
Schulden steht ein Wert in mindestens gleicher Höhe gegenüber,
der Ihnen in Form von Eigennutzung oder Vermietung Ertrag einbringt.
Wer Ihnen alleine die Schuldensumme vorrechnet, versteht entweder
nichts von der Materie oder will Sie ins Bockshorn jagen.

Auch die Verantwortlichen in der Gemeinde Taufkirchen
Vils) können, wenn sie an die finanzielle Situation bei der
Wasserversorgung und Kanalisation denken, noch vergleichsweise ruhig
schlafen. Es gibt Bereiche (Straßen, Kindergärten, Waldbad),
in denen die Lage wesentlich schwieriger ist. Doch darüber
an anderer Stelle.