D’LEHRERIN MOANT …

… WIR MIASSATN DO MORGEN WIEDER HIGEH …!?

Liebe Schulkinder – das ist die schlechte Nachricht: Mit eurer Einschulung geht das jetzt neun bis 13 + x Jahre so … Die noch schlechtere Nachricht: Damit haben Gaudi und Fantasie erstmal ein Ende! Und die ganz schlechte: Eure Eltern wer-
den aus diesem Tag ein Feiertagsbohei machen, als ob euer Leben nun endlich anfängt. Es ist eher umgekehrt! Wenn ihr das (hoffentlich) bald lesen könnt, dann nehmt diesen KOMPASS nochmal zur Hand und überprüft, ob ich recht hatte.

Ihr werdet lernen, dass 2+2 = 4 ist. Für 5 ist da keine Toleranz mehr. Ihr werdet hören, wie die Menschen entstanden sind und wie sie sich ausgebreitet haben. Da wird in zehn Jahren die Wissenschaft schon wieder andere, bessere Antworten haben! Wenn die Klimazonen der Erde durchgenommen werden, dürft ihr an diesem Tag daheim bleiben – ihr werdet diese Klimazonen nie in Echt erleben, denn sobald ihr sie lernt, werden sie schon Geschichte sein.

Unser Wissen von heute ist oft morgen schon wertlos. Wir Erwachsenen sollten das inzwischen gelernt haben, aber wir leben und reden oft auf dem Stand von vorgestern. Unser Kopf ist zwar rund, drehen tun wir ihn selten, wenn wir erst einmal eingenordet sind.

Freut euch trotzdem auf die Schule. Wisst bloß, dass Faktenwissen nicht das ist, was uns weiterbringt. Schon die Gebrüder Humboldt, Universalgelehrte des 18./19. Jahrhunderts, haben darauf hingewiesen, dass, statt purer Fakten zu lernen, wir besser in Zusammenhängen denken sollten. Dinge vergleichen, einordnen, Perspektiven wechseln. Vieles können wir eh bald der künstlichen Intelligenz überlassen – nicht aber intelligente Lebenskunst!

Fächer wie Glück, Konsumverhalten, Zweifel dürften ruhig im Lehrplan stehen. Neben dem nötigen Handwerkszeug wie Lesen, Schreiben, Rechnen, logischem Denken. Schule soll uns aber auch Kreativität und Fantasie und Verschiedenheit nicht nehmen. Wir brauchen nicht nur schlaue, sondern auch selbständig denkende Köpfe mit neuen Ideen und Hirngespinsten. Das dürfen übrigens auch Erwachsene gerne stets neu lernen!

Wir sind unseren Lehrerinnen und Lehrern dankbar, dass sie uns soviel gelehrt haben! Und wir wünschen unseren Schulanfängern, dass sie sich ein breites Wissen aneignen, welches sie ein Leben lang hinterfragen, anzweifeln und verbessern. Denn sonst ändert sich nichts. _Markus Tremmel