… Kann der Hit des Lebens sein
Neulich auf dem Oktoberfest hat die Bayerische Bürgermeisterblaskapelle gespielt (nachzuschauen in der ARD Mediathek beim Wiesnfrühschoppen des BR Fernsehens vom 17.09). Bei der Kapelle, die sich vor einem Jahr auf Initiative des Bayerischen Gemeindetags gegründet hat, musiziert auch unser Bürgermeister mit. Schön war nicht nur die Musik, sondern auch die Erkenntnis, dass eben neben der Arbeit auch noch was anderes zählt im Leben: hier die Freude am gemeinsamen Musizieren, an der Geselligkeit.
Musizieren heißt ja auch: sich ein bisserl bloßzustellen vor anderen, denn selten wird einer perfekt sein. Da dürfen Misstöne sein, da darf man kurz einmal aussetzen, die anderen spielen schon weiter. Da gehts nicht um Hochleistung und tadellos Funktionieren, sondern um die Freude an der (Aus-)Gelassenheit.
Jetzt im Oktober, wo wir alle aus den Sommerferien, dem Sommerurlaub zurück sind, wo umgekehrt die Landwirte nach der Ernte wieder etwas verschnaufen können, wird sich so mancher fragen, ob’s des mit der Dauerleistung wirklich a so bringt … Ob die Dinge, die man grad noch so genossen hat in der freien Zeit, ob die wirklich nur auf die Urlaubszeit beschränkt sein müssen.
Sie auf den Ruhestand zu verschieben, ist eine gern genommene Option, wenn einem nicht ebenso gerne akkrat dann s’Leben genommen wird.
Viele hängen sich in ihre vermeintlichen Aufgaben, mit dem vollen Stress des nicht Versagendürfens – und vergessen dabei, sich zwischendurch einmal danach zu fragen, was denn wirklich ihre Lebensträume wären … Ich habe kürzlich in der ZEIT-Beilage Christ & Welt ein Interview mit der Bahlsen-Tochter Verena (30) gelesen, die darin beschreibt, wie sie jetzt endlich glücklich ist, nachdem sie aus der Firma ausgestiegen und dieser Lebensplan gescheitert ist. Manchen ihrer Freunde wünscht sie inzwischen eine gscheite Lebenskrise, „vielleicht könnten sie dann endlich mit der Suche nach sich selbst anfangen“.
Vieles, von dem wir uns einbilden, dass wir erreichen wollen, ist gar nicht das, was wir eigentlich erreichen wollen.
Wir sollten, wie in der Musik, die Pausen setzen, vom Vier- auch einmal in den Dreivierteltakt wechseln – und wenn’s sein muss, beizeiten grandios scheitern. Ist besser als am Ende grandios erkennen, dass man vor lauter Erfolg im Leben leider sich selbst verpasst hat. _Markus Tremmel