Ausgabe 10/2019| 31. Oktober 2019
lechts und rinks
lichtungmanche meinen
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Was ist links, was ist rechts: Es gibt selten einfache Antworten, was den Menschen in vielen Lebensbereichen mehr und mehr Schwierigkeiten bereitet. Das gilt auch auf dem politischen Parkett. Man muss sich also nicht wundern, dass die präzise Unterscheidung in ein linkes und ein rechtes Parteienspektrum immer problematischer wird.
Die Lehrbuch-Version, wonach die entsprechenden Parteien anno dazumal so verteilt im Parlament gesessen hätten, kann man sich sparen. Sie war noch nie wirklich aussagekräftig. Trotzdem muss man noch einen Blick zurück werfen.
Auf die Nachkriegsjahre zum Beispiel, als „Linke“ noch entweder Sozialisten oder gar Kommunisten waren. Die dann nicht nur für mehr Lohn und weniger Arbeitszeit kämpften, sondern mitunter auch so apokalyptische Dinge forderten wie die Vergesellschaftung von Kapital und Betrieben. Was in jüngerer Zeit schon als reines Gedankenspiel wieder für kollektive Schnappatmung sorgte.
Zugegeben, das ist jetzt eine sehr verkürzte Darstellung, vermittelt aber vielleicht trotzdem einen ersten Eindruck. Wie auch der Hinweis, dass auf der anderen Seite die „Rechten“ schon in den 1950ern und späteren Jahren gar nichts von derartigen Gedankenspielen hielten. Ihnen war es viel wichtiger, dass alles denen gehört, denen es ihrer Meinung nach gehören muss. Also zum Beispiel Deutschland nur den Deutschen. Und dass die Zukunft am besten in etwa so aussieht, wie es schon einmal in der Vergangenheit ausgesehen hatte.
Es waren dies also zumindest Aspekte, bei denen keine allzu große Gefahr bestand, die Einen mit den Anderen zu verwechseln. Doch mit den Jahren und Jahrzehnten erkannte man auf beiden Seiten, dass sich solche Ansätze nicht so positiv auf den Wählerzuspruch auswirken. Weshalb sich beide Lager und insbesondere die Rechte mit manchen Aussagen zur politischen Mitte hin bewegten, die ihnen, auch das sollte nicht unerwähnt bleiben, auf manchen Feldern durchaus auch ganz gerne mal entgegen kam.
Was es nun auch nicht gerade einfacher macht, jemandem zu erklären, was denn nun die „Linke“ und was die „Rechte“ ausmacht. Leicht pauschalisierend ließe sich natürlich sagen, dass das Ziel linker Politik der Wandel ist, während die Rechte bevorzugt für das Bewahren steht.
Was dann allerdings nur ein weiteres Dilemma deutlich macht. Denn grüne Politik will ja auch bewahren. Allerdings die Natur. Und nicht das Gestern. Wohingegen es der Linken gerne zum Vorwurf gemacht wird, dass in ihren Augen alle Menschen gleich sein sollten.
Wovon genau genommen ja durchaus auch stramm rechte Ideologen träumen. Allerdings mit ganz anderem Ansatz: Nämlich unter Ausschluss von bestimmten Bevölkerungsgruppen und, wie Morddrohungen gegen Kommunalpolitiker oder die Ermordung des CDU-Regierungspräsidenten Walter Lübcke in Kassel zeigen, auch mit Gewalt.
Es bleibt einem also nicht die Mühe erspart, vielleicht zu einem anderen Mittel zu greifen. Es kommt nicht darauf an, wo eine Partei in einem Plenarsaal sitzt. Ob links oder rechts auf den Fahnen steht. Wichtig ist, ihren Protagonisten genau zuzuhören, zur Not auch zwischen den Zeilen zu lesen, ihre Taten als das zu sehen, was sie sind. Und zur Einordnung vielleicht einfach mal zum Grundgesetz greifen.
pebe