Aus da Gmoa

Beginnen wir mit einem Test. Wer, bitte, kausst? Angela
Merkel? Daniel Küblböck? Oder Edmund Stoiber? Nun könnte
natürlich jemand ganz Schlauer einwenden: Halt, könnte
er sagen, wir sind hier doch nicht in Niederbayern.

Und wer an
dieser Stelle überhaupt nichts mehr versteht und
deshalb den Urheber dieser Zeilen für komplett verblödet
hält, der ist entweder aus dem hohen Norden zugezogen, also
aus einem Gebiet oberhalb etwa der Verbindungslinie Augsburg-Bamberg.
Oder aber, und schlimmer noch: Er ist hier geboren, aufgewachsen
oder wächst noch – und weiß es trotzdem nicht.

Tatsache
ist, dass nicht nur in der Landeshauptstadt Schicki- Micki-Bayerisch
oder HipHop-Pidgin grassieren. Auch in unserer Region, wo man sich
das urwüchsig-ländliche an manchen Tagen noch durch die
Nase reinziehen kann, auch hier verschwindet bairische Mundart
immer mehr aus dem täglichen Sprachgebrauch. Wird mit anderen
Dialekten vermischt, eingedeutscht, amerikanisiert, eminemisiert.

Es
ist nicht neu, das Wehklagen. Aber berechtigt. Abgesehen von dem
ebenso hartnäckigen wie unsinnigen Vorurteil, bairisch
zu sprechen sei ein Zeichen mangelnder Bildung: Die Gründe
liegen auf der Hand. Strukturwandel heißt ein Stichwort,
was natürlich auch nicht bairisch ist, aber trotzdem bedeutet,
dass es keinen Ort mehr gibt, wo nur noch Einheimische leben. Und
es kaum noch Einheimische gibt, die nicht schon außerhalb
Bayerns oder sogar in Florida waren.

Gravierend ist auch, dass es
zwar Vereine gibt, die sich für
den Erhalt der bairischen Mundart einsetzen, es aber dafür
keine Schriftform gibt. Mehr oder minder kläglich enden die
meisten Versuche, einer Mundart gerecht zu werden, die sich nicht
weniger als 24 Diphthonge, also Zwielaute, bewahrt hat. Während
die sogenannte deutsche Standardsprache nur drei davon kennt, nämlich
ei, eu und au.

Wie will man denn in einem Lehrbuch dieses berühmte „a“ schreiben,
das zum Beispiel im „Ei“ zum Einsatz kommt? Oa? Und
was ist, wenn das ein rechtschreibreformierter Nichtbayer dann
auch so ausspricht! Das versteht er noch nicht mal selber.

Oder
wenn jemand sagt: Mia han doch koane Suppnhenna! „Sind“ oder „haben“ –
da herrscht eben Ratlosigkeit. Was da nur noch helfen kann, das
sind Sprachkurse an der Volkshochschule. Wochenendseminare im niederbayerischen
Zwiesel. Zu überlegen wäre auch, ob man nicht „Bairisch
auf CD-ROM“ entwickelt, wo vielleicht Gemsen von Wilddieben
abgeknallt werden und die dann wiederum von Jägern. Und dabei
wird spielerisch bairische Mundart vermittelt, also das Bild zur
phonetischen Besonderheit geliefert.

Ein weites Feld wäre das
auf jeden Fall, könnte aber
dazu führen, dass man vielleicht das Nächstliegende vergisst.
Nämlich mal wieder Oma und Opa einfach aufs Maul zu schauen.
Im Bayerischen Wald Urlaub zu machen und nicht in Thailand. Dann
weiß man vielleicht, dass es natürlich die Hunde sind,
die nicht beißen wenn sie kaussn, und dass sie in Oberbayern
eher keitzn.

Und eine Bitte: Wer es nicht kann, sollte erst gar
nicht versuchen, Bairisch zu reden. Das macht alles noch viel schlimmer.    pebe