Geschafft, freut sich der Schnäppchenjäger,
als er den Gartenhäcksler aus seinem Auto hievt und dann auf
die Terrasse. Begierig, das sonderangebotene Teil auch gleich auszuprobieren,
reißt er die Verpackung auf, packt die Teile aus und findet
unten, gut verstaut, die Montage- und Bedienungsanleitung, drei
Pfund schwer und vorsorglich in 10 Sprachen präsentiert. Geschafft?
Von wegen…
Nach immerhin 10 Minuten findet er den Text in seiner
Muttersprache – schöne Bildchen sind dabei, das kann doch nicht
so schwer sein, das Ding zum Laufen zu bringen.
Doch schon bald findet er sich in einem unfreiwilligen
Sehtest wieder, denkt an das Vergrößerungsglas, das doch
in irgendeiner Schublade schlummert. Er versucht es ohne, und was
dann nach einigem mühsamen Drehen und Wenden, Schrauben und
Klemmen, und zunehmend auch Schimpfen und Fluchen herauskommt, ähnelt
einem schrecklichen Unfall, moderner Kunst, oder dem missglückten
Versuch, einen Rasenmäher mit einem Go-Kart zu kreuzen.
Unser Schnäppchenjäger befindet sich in guter
Gesellschaft. Vom Akademiker bis zum versierten Handwerker: Die
Bedienungsanleitungen geraten meist zu unfreiwilligen Selbsterfahrungstests
nach dem Motto: Werde ich leicht aggressiv? Bin ich masochistisch
veranlagt? Bin ich ein technischer Krüppel? Bin ich schnell
frustriert? Und nicht selten taugen sie eher für eine Stilblütensammlung
denn für eine „Anleitung zur Bedienung“, mit ihrer
Mischung aus Taiwanesisch-Deutsch und Kisuaheli, die weder der alten
noch der neuen, sondern keiner Rechtschreibung folgt.
Doch zurück zu unserem Schnäppchenjäger:
So schnell gibt er nicht auf. Auseinander- und wieder zusammengebaut,
zwischendurch mehrere kreative Pausen, in denen er nach Monaten
der Abstinenz, schon leicht verzweifelt, wieder zum Glimmstängel
greift. Die erste Schraube ist abgerissen, der Lack hat bereits
Kratzer. Verstärkte Manpower ist angesagt, die Nachbarn kommen,
diskutieren, schrauben, schon neigt sich der Tag dem Ende zu; da
endlich, mit drei geliehenen Anschauungsmodellen ist es endlich
geschafft: Alles passt.
Groß ist die Euphorie und nach dem ersten geglückten
Betriebsstart wird mit der zwangsvereinigten Hobbybastlergilde und
einem anständigen Weißbier gefeiert. Bei dem einen bleibt
es nicht, doch was soll’s; das Glück ist groß …
Der Kater am Samstagmorgen auch, als sich unser Kleingärtner
daran macht, die Kartonage zu zerlegen. Da fallen ihm plötzlich
noch drei kleine Häcksler-Einzelteile entgegen. Still wird
es, Ohnmacht macht sich breit. Schreckliche Visionen bemächtigen
sich des braven Mannes, und Übelkeit. Doch die kommt bestimmt
nur vom Weißbier … (jh)