Volkszählung

Selbst in den USA, in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und großen Freiheiten, gibt es einen Zensus, also eine Volkszählung, sogar in der Verfassung verankert. Aber nachdem sich niemand dort, wo er wohnt, anmelden muss, weiß man bis heute nicht so genau, wie viele Menschen eigentlich in dem riesigen Land leben.

Zwar gibt es vor Wahlen eine Registrierung der Wähler, und eigentlich soll auch jeder US-Bürger nicht nur das Recht auf eine Waffe, sondern auch eine Sozialversicherungsnummer haben. Trotzdem rechnet man mit einer Fehlerquote von mehreren Millionen Menschen. Wir müssen uns also nicht wundern, dass es bei uns zwar eine Volkszählung in unterschiedlichen Ausprägungen gibt, es aber trotzdem zu Ungereimtheiten kommen kann, wenn es zum Beispiel darum geht festzustellen, wie viele Menschen eigentlich in einer Gemeinde leben.

Wir sind damit nicht alleine auf dem Planeten. Auf dem es angeblich schon mehr als 2000 Jahre vor Christus eine erste Zählung der Bevölkerung gegeben haben soll. Ägypten wird hier die Vorreiterrolle zugesprochen, später sollen Mesopotamien, China oder Griechenland gefolgt sein. Und schon damals ging es wie in späteren Zeiten ums liebe Geld und militärische Belange. Also beispielsweise um die Frage, wer denn alles für den Bau von Pyramiden Steuern zahlen kann. Oder wie viele Männer für den nächsten Feldzug zur Verfügung stehen.

So richtig System bekam die Sache dann allerdings erst im 6. Jahrhundert v. Chr. im Römischen Reich. Dort wurde laut Lexikon der Fünf-Jahres-Turnus für die Volkszählung eingeführt. Außerdem mussten die römischen Bürger bei dieser Gelegenheit ihre Einkünfte angeben. Und damit wenigstens vor dem Fiskus alle gleich sind, wurden auch Nicht-Römer in einer gesonderten Zählung in den Provinzen erfasst.

Es war also vom ersten Moment an nicht unbedingt die Neugierde, die die Potentaten dazu trieb, ihr Volk numerisch zu erfassen. Es ging, wie übrigens auch heute noch in vielen Regionen der Welt, um die Finanzierung von Kriegen oder manchmal auch von einem Limes oder anderen Mauern.

Was sich heute natürlich wissenschaftlicher liest. Da spricht man von Parametern, die Basis für politisches Handeln sein sollen. Es fallen Worte wie „Infrastruktur“ oder „öffentlicher Haushalt“. Auch wenn dann manchmal doch nur das Lieblingsprojekt eines Ministers finanziert wird.

Hat man übrigens die Thematik im Mittelalter eher nachlässig behandelt, vielleicht weil sich der Adel zu fein war, auch noch über den letzten Leibeigenen Rechenschaft abzulegen, so gab es ab dem 19. Jahrhundert endgültig kein Halten mehr. Es wurde fast weltweit erfasst und gezählt. Was allerdings bis heute nicht verhinderte, dass immer wieder ganze Bevölkerungsgruppen gewollt oder ungewollt unberücksichtigt blieben.

Und nur ein einziges Mal hat sich eine Volkszählung nachhaltig einen Platz in den Geschichtsbüchern und sogar in den Herzen der Menschen erobert. Das war damals, als laut Neuem Testament der römische Kaiser Augustus eine Volkszählung befahl. Weshalb sich ein gewisses Paar namens Maria und Josef auf den Weg nach Bethlehem gemacht hatte, um sich in die Listen für die Steuererhebung einzutragen.

Wo dann in einem Stall ihr Kind geboren wurde.

pebe