Jetzt ist es wirklich nicht mehr zu übersehen. Denn nicht nur, dass die Supermarktregale inzwischen geradezu überquellen vor entsprechenden und jahreszeitgemäßen Angeboten, dass es allmählich in den Großmärkten für Elektronikartikel zu erster drangvoller Enge kommt. Nun hat auch die Natur deutliche Zeichen gesetzt.
Die ersten Schneeflocken lassen von einer weißen Weihnacht träumen, von Kerzenschimmer und Lebkuchen. Lassen keinen Zweifel daran, dass jetzt endlich auch wieder die Zeit für Christkindl-Märkte, Glühwein und geröstete Mandeln angebrochen ist. Es ist also Adventszeit. Und zumindest einen Teil dieses Wortes haben wir natürlich wieder einmal den alten Römern zu verdanken. Es kommt also aus dem Lateinischen.
Advent, das ist die verkürzte Form von „adventus“. Und das heißt natürlich erst einmal „Ankunft“. Oder auch „nahen“. Weist uns also darauf hin, dass wir etwas zu erwarten haben. Dass etwas naht, auf uns zukommt. Aber überraschender Weise hat dieses Wort auch noch eine andere Bedeutung. Nämlich „Ausbruch“. Insbesondere in Verbindung mit dem natürlich ebenfalls lateinischen Wort „malorum“. Was nichts anderes ist, als der Genetiv Plural von „malus“, dem „Bösen“.
Auch wenn jetzt vielleicht jemand diese kleine Lateinstunde unter der Kategorie „Dinge, die ich nie wissen wollte“ ablegt, ich halte das für einen durchaus interessanten Aspekt, der die Weihnachtsgeschichte vielleicht doch auch in einem etwas anderen Licht erscheinen lässt. Denn wenn man es genau betrachtet, dann geht es doch in dieser Geschichte um mehr als die Ankunft, die Geburt eines Heilands. Eines Erlösers.
Es gehört auch zur Weihnachtsgeschichte, dass Maria und Josef auf dem Weg nach Nazareth zu der von Kaiser Augustus angeordneten Volkszählung auf Menschen gestoßen sind, die ihnen Unterschlupf gewährt haben. Dass sie auf Menschen gestoßen sind, die ihnen in dieser schwierigen Situation geholfen haben.
Und ist es nicht auch Teil dieser Geschichte, dass, wie bei Matthäus nachzulesen ist, Maria und Josef mit ihrem Kind nach Ägypten flüchten mussten, weil Herodes die Tötung aller neugeborenen Knaben veranlasst hatte? Womit die andere Bedeutung des Wortes Advent ebenso plausibel erscheint.
Diese Flucht war ein „Ausbruch“. Es war der Versuch, dem drohenden Bösen zu entkommen. Der die Heilige Familie möglicherweise entlang der Karawanenroute über Gaza und den Sinai nach el-Farama und el-Quantara geführt hat, von wo sie zum ägyptischen Festland übersetzen konnten.
Drei Jahre, nämlich bis zum Tode des Herodes, blieb die Heilige Familie in Ägypten, und dass sie sodann unversehrt nach Nazareth zurück kehren konnte, spricht dafür, dass man ihnen dort Zuflucht gewährt hat, dass Menschen ihnen geholfen haben, dass sie nicht zurückgewiesen wurden.
Vielleicht sollten also im Advent nicht nur der Glühwein und die Weihnachsteinkäufe im Vordergrund stehen. Sondern auch ein bisschen der Gedanke, dass der Advent nicht nur die Zeit bis zum Öffnen der Geschenke ist. Es ist auch die Zeit, in der man sich fragen könnte, was die Weihnachtsgeschichte für unsere Zeit bedeuten könnte.
pebe