Besinnung

Zugegeben, es gäbe so vieles, worüber gesprochen werden müsste. Claudia Roths „Candystorm“, das Beziehungs-Aus von Lothar Matthäus oder der Unisex-Tarif bei Versicherungen, ganz zu schweigen von Politikerein- und Steuerabkommen, Strompreiserhöhungen und griechischem Wein.

Aber all das wollen wir jetzt einmal für einen kurzen Moment beiseite lassen und uns lieber einer Sache widmen, die uns Jahr für Jahr das Herz erwärmt. Schließlich kommt das Wort Advent vom lateinischen „advenire“, was nichts anderes heißt, als dass nicht nur etwas oder jemand ankommt, sondern sich auch etwas ereignet. Und daran muss es in diesen vier Wochen vor Weihnachten wirklich nicht mangeln.

Nicht nur dass wir jede Menge Berührungsmöglichkeiten mit Ausnahmesituationen im Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen haben, angefangen von Verkäuferinnen und Verkäufern am Rande des Wahnsinns bis hin zu einem faszinierenden Spektrum an psychischen Störungen und lebensbedrohlichem Aggressionspotential im engsten Umfeld, ausgelöst von dem Anspruch, anderen Menschen eine Freude zu bereiten, oder einer temporären Besinnungslosigkeit, zu der es leicht in dieser besinnlichen Zeit kommen kann.

Nein, diese vier Wochen sind auch die beste Gelegenheit, um für sich selber auszuloten, wo die eigenen Leistungsgrenzen liegen. Wann sich zum Beispiel physische und auch psychische Belastung zu einem ausgewachsenen Burnout-Syndrom entwickeln. Und vor allem auch, welche Konsequenzen sich daraus ergeben.

Um es kurz zu machen, kaum eine andere Zeit des Jahres ist so sehr prädestiniert für nachhaltige Veränderungen in unserem Leben wie die Adventszeit. Vielleicht haben Sie ja schon länger darüber nachgedacht, ob es nicht doch noch ein wenig mehr prickeln sollte in der Beziehung. Wenn Sie also bisher unschlüssig waren, die „staade“ Zeit kann Ihnen leicht die Entscheidung abnehmen, hier ist reichlich der Stoff vorhanden, der Fässer zum Überlaufen bringen kann.

Oder unzufrieden mit dem Job? Wenn das Nervenkostüm sowieso schon blank liegt, weil der Lebens- oder auch Lebensabschnittspartner mit der alljährlichen Diskussion nervt, ob am Ersten Weihnachtsfeiertag bei ihren oder seinen Eltern das Ganserl zerlegt wird, ja dann entschlüpft schon gerne mal dem Chef gegenüber ein Wort, das die ganze berufliche Zukunft neu gestalten kann. Und wenn‘s nur ist, dass man noch weitere zehn Jahre auf demselben langweiligen Posten dahinvegetiert.

Und natürlich bietet die Vorweihnachtszeit wie keine andere Jahreszeit die beste Möglichkeit, die eigenen finanziellen Verhältnisse am Beispiel nicht weniger EU-Länder auszurichten. Hat man doch sonst kaum die Möglichkeit so viel zu sparen wie jetzt, befeuert von günstigen Kreditangeboten. Bis zum guten Schluss nicht nur der Plasma-Fernseher nicht ins Regal passt, weil er zu groß ist, sondern auch das Konto einen Betrag ausweist, der weniger für erhöhten Blutdruck sorgt, weil er so ansehnlich ist, sondern einzig und allein durch das unscheinbare Minuszeichen, das vor diesem Betrag steht.

Da pflegte man früher zu sagen: Wenn einem so viel Gutes widerfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert! Womit wir beim Wichtigsten wären. Passen Sie in der Adventszeit unbedingt auf Ihre Leber auf!

pebe