Man kann es sich vielleicht momentan noch nicht so richtig vorstellen. Hat sicher auch die Erinnerung etwas verdrängt, denn schließlich gehört dies bekanntermaßen nicht gerade zu den bevorzugten Tätigkeiten des sogenannten Homo sapiens. Aber eines Morgens werden wir aus dem Fenster sehen, und uns wird nicht schwarz vor Augen werden, sondern glitzerndes Weiß wird uns blenden. Und dann ist es wieder so weit: Eigentlich sollte jetzt Schnee geschippt werden.
Und erneut kommt man nicht umhin festzustellen, dass der Mensch ein seltsames Wesen ist. Ganze Tage und manchmal sogar Nächte, dank Flutlicht nämlich, bringt er im Schnee zu, fährt einmal zur Abwechslung – und wie oft belächelt – nicht im Kreise sondern den Berg rauf und runter, und bezahlt dafür auch noch viel Geld. Wenn es aber darum geht, den Gehweg vorm Haus von der weißen Pracht zu befreien, damit niemand mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus landet, dann entwickelt er auf einmal eine regelrechte Schneephobie, verweist lieber auf die Öffentliche Hand, und dass er ja schließlich Steuern zahle.
Dabei gebieten es nicht nur Menschlichkeit und Nächstenliebe, den Schnee zu räumen sondern auch die jeweilige Gemeindeordnung. Zitat: „Zur Verhütung von Gefahren für Leben, Gesundheit, Eigentum oder Besitz haben die Vorder- und Hinterlieger die in § 11 bestimmten Abschnitte der Gehbahnen der an ihr Grundstück angrenzenden oder ihr Grundstück mittelbar erschließenden öffentlichen Straßen (Sicherungsfläche) auf eigene Kosten in sicherem Zustand zu erhalten.“ Und zum besseren Verständnis erläutert dann noch besagter § 11: „Sicherungsfläche ist die vor dem Vorliegergrundstück innerhalb der Reinigungsfläche liegende Gehbahn.“
Und das ist vielleicht dann das grundsätzliche Problem, warum so viele Gehwege morgens nicht vom Schnee geräumt sind. Viele Menschen wissen einfach nicht, ob sie damit gemeint sind. Sie wären zwar pünktlich morgens um 7 Uhr, wie die Gemeindeordnung es für Wochentage befiehlt, zu allen Schandtaten bereit. Aber nun meldet sich der Zweifel. Bin ich nun ein Vorder- oder ein Hinterlieger?
Manche vermuten auch, dass dies eher Begriffe aus der Sexualkunde sind, was ihnen aber auch nicht wirklich weiterhilft. Und deshalb hier ein Vorschlag zur Güte. Wie wäre es denn, wenn man das Schneeräumen einfach als eine echte Alternative zum Fitness-Studio sehen würde – egal wie und wo man liegt. Schließlich machen sich doch gerade die Wintermonate immer mit so fiesen, kleinen Speckröllchen und damit sinkenden Chancen beim anderen Geschlecht im Sommer bemerkbar.
Außerdem wäre ein solches Abspeck-Programm ja auch noch absolut kostenlos. Also bei Schneefall einfach mal die Stöcke vom Nordic Walking im Schirmständer lassen und stattdessen zur Schneeschaufel gegriffen. Sollen Sie mal sehen wie fit Sie ins tägliche Berufsleben starten. Oder auch beim Frühstücks-Fernsehen sitzen. Der Dank der Krankenkassen ist Ihnen gewiss.
Und noch ein Vorschlag an die Gemeinden: Wie wäre es denn zu Winterbeginn mit dem Einsatz von Räumpersonal als eine Art „Personal Trainer“. Also so kleine Schnee-Schipp-Seminare für Einsteiger oder Fortgeschrittene. Oder gleich ein Workshop für ganze Straßenzüge. In Gruppen macht doch schließlich auch Joggen oder „Biken“ noch mehr Spaß.
pebe