Ausgabe 05/2021| 27. Mai 2021
Der Einfluss der Farben
Wohl zu keiner Jahreszeit ist es auffälliger und wird es uns Menschen bewusster. Wenn nämlich das zumeist eher triste Grau des Winters von den Farben des Frühlings abgelöst wird. Wenn das erste kräftige Gelb von Forsythien oder den Rapsfeldern, die wenig später die ländliche Landschaft farblich auflockern, sogar an einem wolkenverhangenen Tag die Laune verbessern kann.
Inzwischen ist selbst seriöse Wissenschaft davon überzeugt, dass Farben Einfluss auf das Befinden von Menschen haben, dass ein dunkles Rot andere Reaktionen hervorruft als beispielsweise ein helles Blau. Weshalb sich seit einiger Zeit Orange in Büroräumen findet. Das, so hat man herausgefunden, soll nämlich den Arbeitseifer anstacheln.
Und nicht gänzlich umsonst sagt der Volksmund, zumindest wenn er schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist, dass die Hoffnung Grün wäre. Was wir doch alle irgendwie ein bisschen so in einem Frühjahr erleben und was der Schriftsteller T. C. Boyle sogar mit einem Buchtitel untermauert. Wenn das erste zarte Grün und sogar schon das Weiß der Schneeglöckchen wie eine Verheißung daherkommen.
Tritt das allerdings einmal nicht ein, erweist sich also beispielsweise der Kauf eines grünen Autos unverhofft nicht als Beweis für diese These, so ist das noch lange kein Grund, sich schwarz zu ärgern. Denn schließlich kann man selbst dann noch mit einem blauen Auge davonkommen. Zumindest wenn man eine einigermaßen weiße Weste hat und nicht jedes Wort gleich auf die Goldwaage legt.
Aber bevor jetzt der rote Faden verloren geht, soll doch noch einmal auf die besondere Bedeutung der Farben eingegangen werden. Denn Fakt ist auch, dass sie nicht immer und überall gleich ist. Denn während in unserer Hemisphäre das Schwarz eher mit dem Verlust eines geliebten Menschen in Zusammenhang steht, ist es insbesondere im asiatischen Raum die Farbe Weiß.
Und auf dem nordamerikanischen Kontinent ist beispielsweise Grün die Farbe des Neids, wohingegen man in Europa in diesem Fall vorrangig gelb wird. Was im ersteren Fall trotzdem nachvollziehbar ist, wenn man weiß, dass auf diesem Kontinent mit der Farbe Grün auch Geld assoziiert wird.
Dass sich die Bedeutung von Farben auch verändern kann, das zeigt die Tatsache, dass kleine Kinder inzwischen nicht mehr je nach Geschlecht in Rosa oder Blau rumkrabbeln müssen. Was übrigens einen einzigen Grund hatte, nämlich dass es eine verkaufsfördernde Erfindung der Industrie und des herstellenden Gewerbes war.
Wohingegen so ziemlich jede und jeder auf Grund eigener Erfahrung weiß, warum wir bei der Farbe Rot oft an Hitze denken. Zumindest aber alle, die schon einmal auf eine rot glühende Herdplatte gelangt oder nach einem lichterloh brennenden Holzscheit gegriffen haben. Allerdings kann die gleiche Farbe dann auch schnell für die Linderung des Schmerzes stehen, wenn nämlich ein liebendes Herz ins Spiel kommt.
Womit wir wieder beim Frühling gelandet wären, der ja schließlich mit seiner ganzen Farbenpracht und dem Wonnemonat Mai auch dafür sorgt, dass immer wieder nicht wenige Menschen, wohl geradezu berauscht von den vielen Farben, in dieser Jahreszeit zueinander finden. Und das ist nun wirklich keine verkaufsfördernde Erfindung, das gab es sicher schon bei den alten Griechen oder den Azteken. Und ist wohl auch nicht von Inzidenzen abhängig.
pebe