Ausgabe 05/2017| 25. Mai 2017
Reden wir mal über: Pfingsten
Das Problem gibt es nicht nur mit Weihnachten oder Ostern. Ganz besonders offenbart es sich, wenn Menschen gefragt werden, was es denn mit Pfingsten auf sich habe. Laut einer zugegeben nicht mehr ganz so aktuellen Untersuchung weiß nur die Hälfte der Deutschen, warum eigentlich Pfingsten ein kirchliches Fest und Pfingstmontag ein Feiertag ist.
Gäbe es aktuellere Umfragen, wäre das Ergebnis vermutlich noch desolater. Jedenfalls deckt sich das auch weitgehend mit einer Straßenbefragung jüngeren Datums vor laufender Kamera. Bei der erstaunlicherweise auch sehr viele ältere Menschen die Frage mit einem schlichten „keine Ahnung“ beantworteten.
Doch es wurden auch Vermutungen geäußert. Dass zum Beispiel an Pfingsten die Seele Jesu in den Himmel aufgefahren sei. Oder Jesus auferstanden wäre. Was zumindest darauf hindeutet, dass gewisse Grundkenntnisse vorlagen, und es nur mit der zeitlichen Zuordnung etwas haperte. Und auf jeden Fall auch nicht ganz falsch war eine weitere, sehr überzeugt geäußerte Antwort auf die Frage nach der Bedeutung des Pfingstfestes. „Da ist Ostern rum!“, sagte nämlich der junge Mann.
Und fast hundert Punkte hätte dieser Kandidat bekommen, wenn er auch noch gewusst hätte, dass es fünfzig Tage her ist, dass „Ostern rum“ ist. Denn daher rührt auch der Name. Er leitet sich nämlich vom griechischen Wort „pentekosté“ ab, das im Mittelhochdeutschen zu „pfingesten“ wurde, und beides heißt nichts anderes, als dass Pfingstmontag der „fünfzigste“ Tag nach Ostern ist.
Und wenn schon gerade mal Oberlehrer gespielt wird, dann kann auch noch gleich erwähnt werden, dass laut Apostelgeschichte an diesem Tag die Jünger einmütig beieinander saßen. „Und es geschah ein Brausen vom Himmel wie eines gewaltigen Windes und erfüllte das ganze Haus, da sie saßen. Und es erschienen ihnen vielfache Zungen, wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeglichen unter ihnen; und sie wurden alle voll des Heiligen Geistes und fingen an, zu predigen mit anderen Zungen, wie es der Geist ihnen eingab.“
Soweit die Apostelgeschichte, nur noch ergänzt vielleicht von dem Hinweis, dass dies auch als der Beginn der Missionsarbeit und die Geburtsstunde der christlichen Kirche angesehen wird. Weshalb Pfingsten eben nicht nur den Beginn von Schulferien markiert, sondern auch eines der ganz großen kirchlichen Feste ist.
Wer das alles sowieso schon wusste, sollte jetzt allerdings nicht den Fehler machen, alle anderen als Pfingstochsen zu bezeichnen. Denn dieser Begriff basiert eher auf der Tradition, dass an Pfingsten das Vieh zum ersten Mal auf die Weiden getrieben wurde. Und aus diesem Anlass wurde ein besonders kräftiger Ochse besonders prächtig geschmückt. Woraus sich dann die Redensart entwickelte, dass jemand wie ein Pfingstochse „herausgeputzt“ sei – höchst diskriminierend und despektierlich besonders auf Männer bezogen.
Aber wie sagte doch so treffend eine der nach der Bedeutung von Pfingsten befragten Damen: „Da kam der Heilige Geist über die Welt. Aber bewirkt hat es nichts!“ Ich nehme an, sie dachte bei letzterer Bemerkung vor allem an den Geisteszustand eines nicht unerheblichen Teils der Menschheit …
pebe