Ab wann gilt eigentlich ein Zuagroasda als Hiesiger?
Oder was muß er tun, um das zu werden? Vielleicht muß
er gar nichts tun, sondern nur lange genug da bleiben. Soll er sich
in einer Gemeinschaft engagieren oder besser brav den Mund halten
und warten, bis es soweit ist?
Müßte ich für Neubürger unserer
Gemeinde hierzu einen Ratgeber entwerfen, ich wäre definitiv
ratlos. Dabei könnte ich ja in gewissem Maße aus eigener
Erfahrung sprechen. Da gibt es welche, denen wird von bestimmten
Personen vorgeworfen, dass man sie nirgendwo sieht. Geht einer dann
zu einem Verein und wird unerwartet in den Vorstand gewählt,
dann heißt es womöglich: „Was hat denn der da zum
Mitschnabeln.“
Zugereiste Mütter haben es da etwas einfacher,
denn so ein Kinderwagen ist manchmal eine unausgesprochene Eintrittskarte
in eine Gemeinschaft. Mütter halten einfach zusammen, auch
über eine unterschiedliche Geburtsstätte hinaus. Aber
damit tu ich mich schwer als Mann. Also eine Hiesige heiraten? Da
ist zu erwarten, dass erst einmal von den Schwiegerleuten in spe
gefragt wird: „Was is denn des überhaupt für einer?“
Für meine Person kann ich sagen: Wenn ich mit
manchen Hiesigen rede, dann fühle ich mich einfach angenommen
und damit auch zu Hause. Und bei anderen, die immer noch erwarten,
dass ich beim Vorbeifahren zuerst grüße, da gehöre
ich wohl erst dazu, wenn ich einen roten Teppich vor ihnen ausrolle
und eine Geste der Demut vollführe. Selbst dann wird es wahrscheinlich
auch noch dauern …
Wohl gemerkt, jetzt bin ich aber des heimischen Dialektes
mächtig, stamme aus einer der ältesten bayerischen Städte
überhaupt. Das ändert aber anscheinend nichts. Ich weiß
noch immer nicht, ob ich ein Hiesiger bin.
Zumindest merke ich, dass ich mich an anderen Orten
dieser Welt bereits als Taufkirchener vorstelle. Wie meine Umwelt
das sieht, darüber kann ich nur spekulieren. Jedenfalls beeinflusst
es mein Wohlgefühl, meine Lebensqualität durchaus.
Und bei allem Überlegen, wann und ob ich ein Hiesiger
bin, fällt mir plötzlich ein: Warum ist das den Leuten
eigentlich wichtig? Ja, ist das denn überhaupt wichtig? „Home
is, where my heart is“- so sagen die Amerikaner, die das alles
nicht so eng sehen. (jh)