Der Osterhase und die Eier

Dass das Osterfest mit mehr als nur dem Brauch des Ostereier versteckens und suchens aufwarten kann, das wurde bereits vor einigen Jahren an dieser Stelle ausführlich belegt und dargestellt. Doch eine ganz elementare Frage ist bis dato unbeantwortet geblieben: Wieso bringt denn eigentlich ein Hase die Ostereier? Und legt er sie vielleicht sogar selber?

Also die zweite Frage ist relativ schnell und mit aller Entschiedenheit beantwortet, auch wenn es insbesondere Kindern gegenüber mitunter noch angedeutet wird: Das Eierlegen war und ist immer noch und eindeutig Sache der Hühner. Wer anderes behauptet, ist nicht auf dem aktuellen Stand der Biologie oder hat noch nie ein Huhn und einen Hasen in freier Wildbahn gesehen.

Schwieriger wird es schon mit der Beantwortung der Frage, wieso es eigentlich einen Osterhasen gibt. Denn da muss man weit zurückgehen in der Menschheitsgeschichte. Allerdings nicht bis zu den Anfängen, denn zu Zeiten von Australopithecus oder Neandertalern gab es noch keinen Osterhasen. Aber immerhin soll im vierten Jahrhundert nach Christi Geburt der Heilige Ambrosius von Mailand den Schneehasen als Symbol für Auferstehung und Verwandlung angesehen haben.

Weil der nämlich die Farbe des Fells wechseln kann. Womit natürlich durchaus ein Bezug zum Osterfest hergestellt wäre. Wie auch durch eine andere Eigenart der Hasen, nämlich vergleichsweise fruchtbarer zu sein als viele andere Tiergattungen. Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass auch, zumindest seinen Namen betreffend, das Osterfest in einem heidnischen Fest und der germanischen Frühlingsgöttin Ostara seinen Ursprung haben soll, und schon damals ein Hase mit im Spiel war, dann wird die Sache fast schon plausibel.

In der Kurzfassung: Der Osterhase als Frühlingsbote bringt Eier mit als Zeichen für das beginnende Leben. Er hat diesen Job laut verschiedener Quellen allerdings erst ab dem 17. Jahrhundert. Vorher sollen eher andere Tiere mit dieser Aufgabe betreut gewesen sein, unter anderem Kuckuck, Storch oder sogar der Fuchs.

Besonders pragmatisch und realitätsbezogen war man in

Tirol, dort gab es eine Osterhenne. Doch damit war spätestens Schluss, als man sich insbesondere in der Pfalz, am Oberrhein und im Elsass darauf geeinigt haben soll, nur noch dem Osterhasen die Eier anzuvertrauen. Was natürlich etwas wagemutig war, schließlich erscheint einem ein Haken schlagender Hase nicht gerade als prädestiniert um Eier zu transportieren.

Doch auch dieses Problem war sicher spätestens gelöst, als man mehrheitlich dazu überging, hart gekochte Eier zu verwenden und diese wie schon in Urzeiten anzumalen. Um dann, als die Substanz nicht mehr das Privileg von Königshäusern, sondern Massenware wurde, Ostereier bevorzugt maschinell und aus Schokolade herzustellen.

Dass in der Folge dazu übergegangen wurde, auch den Osterhasen selber als Süßigkeit einzuführen, mag allerdings nicht allein daran gelegen haben, dass Stadtkinder immer weniger wussten, wie ein richtiger Hase aussieht. Grund dürfte allein die große Nachfrage bei den Leckermäulchen gewesen sein – und unbeschadet der gesundheitlichen Bedenken von fürsorglichen Eltern, die nicht selbst auch Leckermäuler sind.

Wohingegen sich aktuell wohl eher die Frage stellt, ob denn der Osterhase als Besucher aus einem zweiten Haushalt zählt.

pebe