Ausgabe 03/2020| 26. März 2020
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Zeitumstellung: Luxusproblem oder Testfall
Angeblich ticken ja die Uhren in Bayern schon immer etwas anders. Aber wie es sich aktuell bewahrheitet, geben dann mitunter doch Ereignisse und die mit ihnen einhergehenden gravierenden Veränderungen den Zeittakt für unseren Alltag vor. Das mag ein Thema wie die Sommerzeit, die vor nunmehr 40 Jahren in Deutschland eingeführt wurde, vielleicht zweitrangig erscheinen lassen.
Aber da steckt mehr dahinter. Sinn und Zweck war dereinst: Das Tageslicht sollte durch die Zeitumstellung besser genutzt werden, so sollte an der damals gerade mal knappen Energie gespart werden. Energiesparlampen kannte man noch nicht.
Eine Maßnahme also, die allerdings in erster Linie Mensch und Tier zwei Mal im Jahr aus ihrem Rhythmus wirft, sprich, die Versorgung mit Frühstückseiern erschwert und die Konzentrationsfähigkeit von Schulkindern und arbeitenden Menschen über Tage und manchmal auch Wochen vermindert. Ganz zu schweigen von den armen Milchkühen, die auch ihre ganz spezifischen Probleme mit dem früheren respektive dann wieder späteren Aufstehen haben.
Inzwischen wissen wir Dank diesbezüglicher Untersuchungen, dass der Energiespareffekt marginal war und natürlich immer noch ist – und außerdem durch andere Maßnahmen und Innovationen längst als überholt dasteht. Was inzwischen auch die Politik hierzulande zur Kenntnis genommen hat, aber mit ihrem guten Willen und Bemühungen, die alljährlichen Zeitumstellungen abzuschaffen, daran scheitert, dass man mit einer Neuregelung vor einem großen Problem steht.
Es bedarf nämlich einer Übereinkunft zwischen den EU-Staaten. Was nicht besonders aussichtsreich zu sein scheint, denn Regierungen werden sich seit Jahren auch bei weitaus ernsteren und gravierenden Problemen nicht einig. Weil man zwar vom guten Willen spricht, aber die Taten fortwährend nur vom Konsens unter diversen Staaten abhängig gemacht werden.
Wie will man da erwarten, dass eine derart komplexe Angelegenheit wie die Abschaffung von Sommer- und Winterzeit, die von allen 27 Regierungen beschlossen werden müsste, von heute auf morgen vonstatten gehen könnte. Zwar hat man anhand einer Internetumfrage schon einmal herausgefunden, dass die Mehrheit der Menschen, die sich daran beteiligten, für die Abschaffung der Zeitumstellung ist. Zwei Drittel der Teilnehmer an dieser Umfrage kamen übrigens aus Deutschland.
Weshalb eigentlich nur noch beschlossen werden müsste, dass jede Regierung in Zukunft selber beschließen kann, ob man die Zeitumstellung haben will oder nicht. Man könnte jetzt natürlich – sehr berechtigt – sagen, dass Europa derzeit wirklich andere Probleme hat als Sommer- und Winterzeit. Aber vielleicht wäre das zumindest ein Zeichen, dass selbst 27 Staaten in der Lage sind, einmal eine gemeinsame Linie zu finden.
Was unter Umständen ja dazu ermutigen könnte, in einer ausgesprochen prekären Situation nicht nur die Grenzen dicht zu machen, sondern auch mal gemeinsam zu handeln.
pebe