Es trifft Männer, die sich eigentlich nur spätabends ein bisschen Ablenkung vom harten Alltag verschaffen wollen. Gerne aber auch Jugendliche, die nicht das Geld haben, um sich ein Abo für einen Musik-Streaming-Dienst zu leisten und deshalb in ihrer Not auf eher dubiose Quellen im Internet zurückgreifen. In letzter Zeit aber auch vermehrt Ämter, Kliniken oder Firmen.
Sie alle, respektive die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, können auf einmal ein Bild auf dem Schirm ihres Computers, Tablets oder Laptops haben, das nichts Gutes verheißt. Da fordern dann beispielsweise die „Bundespolizei“ oder die „Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen“ einen zumeist erklecklichen Betrag, falls man jemals wieder mit diesem Computer arbeiten wolle.
Denn es ist dann wirklich so, dass erst einmal nichts mehr geht mit Windows und Co. und installierte Programme die Arbeit verweigern, weil die Dateien verschlüsselt wurden.
Allerdings sollte man sich nicht dem Glauben hingeben, dass sich daran irgendetwas ändern muss, falls man wirklich die geforderte Summe bezahlt. Eine bittere Erfahrung, die man auch in einer fränkischen Kleinstadt machen musste, deren Name hier aus Rücksichtnahme verschwiegen werden soll, als dort die EDV-Anlage der Stadtverwaltung von einem Trojaner mit dem kryptischen Namen „Teslacrypt“ befallen wurde.
Solche und ähnliche Angriffe treten immer häufiger auf, weil das WorldWideWeb ein sehr offenes System und damit fast alles machbar ist. Misstrauisch sollte man zum Beispiel auch werden, falls man überraschend Post vom Bundeskriminalamt höchst persönlich im E-Mail-Postfach hat, mit der vor einem Trojaner mit dem nicht minder schönen Namen „Locky“ gewarnt und auch gleich Abhilfe angeboten wird. Man braucht nämlich nur den Anhang zu öffnen und schon wird der Trojaner aktiv. Der installiert aber leider kein Virenschutz-Programm, sondern verschlüsselt alle Dateien des entsprechenden Computers.
Und es ist nun wirklich nicht allzu schwer zu erraten: Es wird einem natürlich auch hier das freundliche Angebot gemacht, diese Dateien auch wieder zu entschlüsseln. Wenn man eine bestimmte Summe auf ein bestimmtes Konto in einem fernen Land und am liebsten in Bitcoins einzahlt, der Internet-Währung mit dem großen „Vorteil“, dass der Weg des Geldes kaum nachvollziehbar ist.
Weshalb dann auch die Erlösung von dieser „Ransomware“, der Lösegeldsoftware, eigentlich nur durch einen IT-Experten gewährleistet werden kann. Der zwar auch Geld kostet, aber wenigstens steuerlich absetzbar ist.
Und so kommt man zähneknirschend wohl wieder einmal zu der bitteren Erkenntnis, dass sich zwar die Methoden verändert haben, der Effekt aber der gleiche geblieben ist. In früheren Zeiten nannte man sie Raubritter, heute heißen sie Cyberkriminelle und wollen auch nur unser Zweit-Bestes, nämlich unser Geld.
Besonders perfide ist heute allerdings, dass hier eine eigentliche positive Eigenschaft des Menschen missbraucht wird, die Neugierde. Vielleicht sollte man wieder anfangen, sie zu befriedigen, indem man mal wieder ein gutes Buch oder eine Zeitung aufschlägt. Die lassen sich auch ohne Folgen wieder zuschlagen, falls etwas Unmoralisches oder Schlimmeres von Lesern abverlangt wird.
pebe