Vorsicht Falle!

Gefeiert werden sie alle. Ob es nun die Wegwerf-Windel ist, der Nylonstrumpf oder der Gartenzwerg, dankbar greifen die Medien nach jedem Geburtstag einer mehr oder minder epochalen Erfindung und machen mindestens eine Sonderseite respektive Sondersendung daraus. Doch wurde im Januar dieses Jahres etwas gefeiert? Vielleicht auch noch just am Samstag, den 21.?

Mitnichten! Vorbehaltlich, dass der Sender Ostfriesland nicht doch etwas gebracht hat. Dabei hätte es doch wirklich Grund zum Feiern gegeben. Denn just an diesem Tag vor 55 Jahren wurde das erste Radarkontrollgerät auf Weisung des Nordrhein-Westfälischen Innenministeriums in Düsseldorf getestet. Für alle, die mit diesem Begriff nichts anfangen können: Hier ist von Radarfallen die Rede, auch gerne „Blitzer“ oder auch „Starenkästen“ genannt, die dann manchen Autofahrer so sehr in Erregung versetzen, dass er sogar darauf schießt oder sie auf andere Art und Weise demoliert.

Gerne werden in diesem Zusammenhang auch die Wörter „Abzocke“ oder „Raubritter“ gebraucht, letzteres wohl in Unkenntnis der Verfahrensweise unserer ritterlichen Vorfahren, denn bei denen ging es nicht nur um das liebe Geld sondern nicht selten auch um Leib und Leben. Was man unserer Polizei, dem Freund und Helfer, ja nun wirklich nicht vorwerfen kann.

Und vor allem wird ein Effekt zu sehr vernachlässigt, den die Geschwindigkeitskontrollen seit ihrer Einführung mit Sicherheit gehabt haben, und der nicht zu unterschätzen ist. Was kaum ein Regierungsprogramm geschafft hätte, zumindest in diesem Zusammenhang wurde es Alltag.

Denn während sich sonst die beiden Geschlechter, die Besitzer von bestimmten Automarken und Menschen mit unterschiedlichen Auffassungen über den Zustand der Erde auf der Straße eher mal und gerne bekriegen, wenn es um „Blitzer“ geht, da solidarisieren sich Arm und Reich, Fahrer von hubraumstarken SUVs und Kleinwagen, Frauen und Männer. Sie wagen durchaus auch mal ein Verwarnungsgeld um andere zu warnen, blinken also, machen Handzeichen oder stellen sich sogar mit einem Pappschild an den Straßenrand. Ganz zu schweigen von den Möglichkeiten über manche Rundfunkstation oder auch Internet-Seite „Blitzer“ zu melden.

Darüber hinaus spülen Radarfallen aber nicht nur erkleckliche Summen in die Haushalte von Ländern und Kommunen (in München soll angeblich eine einzige Radarfalle an günstiger Stelle zwischen 5 und 10 Millionen Euro pro Jahr einbringen). Nein, dank der stationären oder auch mobilen Geschwindigkeitskontrollen ist auch ein ganz neuer und durchaus florierender Industriezweig entstanden, der mehr oder minder effektive und legale Methoden zur Störung von „Blitzern“ auf den Markt bringt. Immer am Puls der Zeit, sprich, der neuesten Entwicklung auf diesem Sektor folgend.

Doch nun könnte ja ein ganz findiger Kopf einwenden, dass es das alles gar nicht bräuchte, wenn sich die Menschen einfach an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halten würden. Doch vielleicht ist es genau umgekehrt. Vielleicht fahren Autofahrer ja erst schneller als die Polizei erlaubt, seitdem es die Radarfallen gibt.

Dass Maßnahmen mitunter genau das Gegenteil von dem hervorrufen, was sie ursprünglich bezweckten, das erfährt man ja täglich im Umgang mit leicht hormongesteuerten Wesen wie zum Beispiel Kindern in der Pubertät.

pebe