Überall auf den Gehsteigen und Hausdächern,
aber auch auf den Wiesen und in den Wäldern haben die erfreulich
angenehmen Temperaturen in zeitweiliger Zusammenarbeit mit der
Sonne Schnee
und Eis entfernt. Nicht mehr Weiß sondern erste leichte Grüntöne
sind wieder angesagt. Hie und da lugt in einem Vorgarten oder mancherorts
auch in freier Natur sogar schon ein jahreszeitgemäßes
Blümlein hervor, manche Bäume oder auch Sträucher
scheinen mit ihrem Blattwerk geradezu vor Ungeduld zu bersten.
Aber
es kommt noch sehr viel mehr zum Vorschein. Da erinnert ein Papiertaschentuch
im noch winterlich bräunlichen Gras an die
vergangenen kühlen und oft auch eisigen Tage und eine daraus
resultierende Erkältung. Dort hat der Schnee das eindeutige
Indiz freigegeben, dass es auch im Winter durstige Kehlen gibt.
Und mancherorts wird sogar der Eindruck vermittelt, dass bei irgendeinem
Zeitgenossen die Mülltonne so fest zugefroren gewesen sein
muss, dass er sich nicht mehr anders zu helfen wusste und deshalb
die Lösung seines Problems in Gottes freier Natur suchte.
Was
im Winter unter den unschuldig weißen Teppich aus Schnee
und Eis gekehrt werden konnte, der Frühling bringt es wieder
an den Tag. Das ist eine Gegebenheit, die einerseits Anlass für
philosophische Betrachtungen über die menschliche Eigenschaft
sein könnte, Probleme zu vertagen, sich ihrer heimlich zu
entledigen oder sie sogar anderen aufzuhalsen.
Für andere und
eher pragmatisch veranlagte Menschen ist es hingegen jedes Jahr
auf‘s Neue ein Grund zur „Aktion
Saubere Landschaft“ aufzurufen. Und es wäre dieser höchst
lobenswerten Spezies nicht zu verdenken, wenn manchen dieser wackeren
Streiterinnen und Streiter für eine unbeschmutzte Natur im
Verlauf dieser Aktion – und an den Mitmenschen verzweifelnd – die
Vision von einer pflegeleichteren Natur in den Sinn käme:
Vielleicht zur Gänze gefliest und deshalb leicht zu reinigen.
Ja,
auch im einsetzenden Rausch der Frühlingsgefühle
können schon mal zwei Seelen in einer Brust wohnen. Und sich
einerseits über alles Sprießende freuen und gleichzeitig
die Altlasten des Winters und ihre Verursacher verdammen.
Aber leider
hat Volkesmund recht und es gibt eben keinen Genuss ohne Reue.
Zum Beispiel wenn es der Hundebesitzer genießt,
dass das Zamperl sich jetzt wieder so richtig in Gottes freier
Natur austoben kann. Weshalb dann Andere auch schon mal toben.
Weil jetzt sowohl neue als auch schon länger liegende Indizien
für eine funktionierende Verdauung gut sichtbar sind. Nur
sollte man sich die Freude am Frühling davon nicht wirklich
vermiesen lassen. Auch Hunde sind ja noch irgendwie Natur.
Und ansonsten
könnte man vielleicht bei der Frühjahrskur
für die Natur mitmachen – siehe „Termine und Veranstaltungen“ in
dieser Ausgabe – oder bei anderer Gelegenheit selber handeln und
die Tüte zum nächsten Papierkorb mitnehmen. Selbst wenn
das Rot des Firmenaufdrucks durchaus zum gerade sprießenden
Grün des Grases passt. Die Natur beseitigt ihre Spuren des
Winters ganz alleine. Für den Rest werden Menschen gebraucht,
für die die Natur mehr als ein Gebrauchsgegenstand ist. pebe