Jungfrau, Zwilling und andere Tiere

Die Sterne lügen nicht! Hat wohl irgendwann irgendjemand behauptet. Und vielleicht ist das ja der Grund, war dies der Anfang, dass jetzt so viele Menschen so sehr auf die Bedeutung der Stern- bzw. Tierkreiszeichen vertrauen.

Zu verdanken haben wir die Sternzeichen übrigens wie so vieles andere vor allem den Ägyptern. Allerdings sollen auch die Babylonier und Sumerer beteiligt gewesen sein. Und dann wurden sie etwas später von den Griechen adoptiert und schon teilten sich die Menschen unserer Hemisphäre in Widder, Jungfrauen oder Wassermänner auf.

Allerdings sollte man diese Begriffe mit Vorsicht behandeln und diesbezügliche Eigenschaften nicht eins zu eins auf den Inhaber des Sternzeichens übertragen. Nicht jeder Fisch schwimmt auch wie selbiger im Wasser. Vielmehr ist bis heute nicht geklärt, ob die Sternzeichen nun aus den mythologischen Gestalten der Sternbilder entstanden sind oder ob ganz im Gegenteil bestimmten Himmelsabschnitten einfach bestimmte Charakterisierungen zugeordnet wurden.

Was bereits ein diskreter Hinweis darauf ist, dass das manchmal nicht so richtig hinhaut mit den Sternzeichen. Denn was soll man denn da machen, wenn zum Beispiel Jungfrauen gemeinhin bekannt und geradezu gefürchtet dafür sind, genau, klug, kritisch und gewissenhaft zu sein. Und dann auf einmal und schmerzlich festgestellt werden muss, dass nicht nur eine, sondern sogar gleich zwei Jungfrauen zwar durchaus klug sind, aber dafür insbesondere im häuslichen Bereich so wenig gewissenhaft, dass es fast schon Züge von Verwahrlosung annimmt.

Oder was macht man mit einem Steinbock, der ja laut einschlägiger Literatur fürsorglich, konstruktiv und diszipliniert ist? Sich aber in Wirklichkeit einen Dreck schert um das kranke Mütterlein und schon zwei Mal seinen Arbeitsplatz verloren hat, weil er einfach nicht pünktlich sein konnte.

Richtig, man schaut sich den dazugehörigen Aszendenten an. Der kann dann vielleicht das Auseinanderklaffen von Sternzeichen und Wirklichkeit erklären. Aber sicher auch nicht verhindern, dass man sich manchmal lieber in der Tradition chinesischer Erdzeichen sehen würde, die sind nämlich für alle Menschen zuständig und man hätte seine Ruhe. Denn was das nervigste ist an diesen Sternzeichen, das sind die Menschen, die man gerade erst kennen gelernt hat, die einem aber nach vier Sätzen schon tief in die Augen schauen und dann kategorisch erklären: Sie sind doch sicher Skorpion! Was einem sofort jedes Selbstbewusstsein raubt.

Denn zumindest am frühen Abend ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass das Gegenüber damit jetzt andeuten will, einen für besonders sexy zu halten. Was man vom Skorpion ja behauptet. Wahrscheinlicher ist, dass man für einen Eisberg gehalten wird, weil der Skorpion angeblich 90 Prozent seines Gefühlslebens lieber unter Verschluss hält und außerdem noch ein machtbesessener Kontrolljunkie ist! Damit wird wieder einmal das zarte Pflänzchen einer durchaus möglichen harmonischen Liebesbeziehung von den Sternzeichen und ihrer Bedeutung im Keim erstickt.

Aber es kann auch Vorteile bieten. Denn sollte das Interesse an der Dame oder dem Herrn nicht allzu groß sein, muss man ja nicht unbedingt bekennen, dass man eigentlich ein höchst liebenswerter und sensibler Krebs ist.

pebe