Sportliche Be- und Erkenntnisse

Als „Bekenntnisfahrt“ wird es bezeichnet, ein Zeichen
soll damit gesetzt werden. Doch von keiner Wallfahrt nach Maria
Thalheim oder gar zum Papst nach Rom ist hier die Rede. Nein, es
geht um Sport. Genauer gesagt um den in letzter Zeit von Doping-Skandalen
arg gebeutelten Radsport in Deutschland.

Denn heuer soll der Streckentest für die Deutschland Tour, der
Ende Juni wie später die eigentliche Rundfahrt im August auch durch
die Vilsgemeinde führt, zur „Pro-Testfahrt für fairen
Sport“ werden. Es sollen also auf der Strecke von Saarbrücken über
Pforzheim, Sonthofen, Kufstein, Regensburg und Fürth bis nach Hannover
und damit auch in Taufkirchen die Menschen und vor allem die Sportler
gemahnt werden, dass im Sport kein Platz für Doping ist. Oder für
Realisten: Sein sollte.

Ein berechtigtes Ansinnen, haben doch die Vorkommnisse um die Herren
Zabel, Ulrich und Co. viele Menschen im Gäu ins Grübeln gebracht.
Zum Beispiel darüber, ob es deswegen in unserer Region keine absolut
herausragenden Sportler gibt. Keine Welt- oder Europameister, zumindest
nicht in den Kernsportarten. Keine Toursieger. Keine Tiger Woods oder
Ballacks. Nicht einmal eine Steffi oder einen Boris.

Es mag daran liegen, dass hier mehr oder minder Diaspora ist bezüglich
entsprechender „Sportärzte“. Dass es einfach an Menschen
und Funktionären fehlt mit guten Verbindungen zu pharmazeutischen
Betrieben, diesbezüglichem Groß- und Kleinhandel und spanischen
Medizinern.

Dabei belegen die alljährlichen Sportlerehrungen in der Vilsgemeinde,
dass für sportliche Hochleistung zweifellos gute Ansätze da
sind. Spätestens dort zeigt sich, dass heimische Leichtathleten,
Reit- oder Tanzsportler und sogar Ironmen unbestreitbar Potential haben.

Doch auch das Statement des Deutschland Tour-Direktors Kai Rapp könnte
Aufschluss geben über dieses Phänomen: „Wir haben in
den vergangenen Monaten gelernt, dass Doping zwar ein vielschichtiges
Problem ist, der Ursprung aber in der Selbstverantwortung und in der
Charakterfestigkeit des einzelnen Sportlers zu suchen ist. Wenn jeder
Sportler dabei die Grundgedanken des fairen Sports verinnerlichen würde,
wäre Doping kein Thema.“ Hat er gesagt.

Das könnte nun bedeuten, dass die Sportlerinnen und Sportler in
diesem Landkreis und insbesondere in Taufkirchen einfach so charakterfest
sind und so viel Selbstverantwortung haben, dass unbeschadet des wirklich
umfassenden Sportangebots und der durchaus vorhandenen Trainingsmöglichkeiten
eben an Doping kein Gedanke verschwendet wird. Und wir deshalb halt kaum
Welt-, Europa- oder Deutsche Meister haben.

Böswillige Menschen könnten behaupten, dass es vielleicht
weniger am Charakter als vielmehr am Bier liegt und den vielen Volksfesten,
Grillabenden und Beach-Partys. Aber erstens ist dieses bayerische Grundnahrungsmittel
ja ausgesprochen gesund und, wie die Fernsehwerbung beweist, geradezu
fester Bestandteil vieler großer Sportereignisse. Und zweitens
wird in Belgien fast noch mehr Bier getrunken als in Bayern und die haben
trotzdem mehr Tour de France-Sieger als wir.

Es gäbe da noch eine andere Erklärung: Unsere Sportler sind
einfach heimatverbunden. Die wollen sich nicht in Hannover oder
in den Alpes maritimes mit dem Rad abstrampeln. Dauernd bei irgendwelchen
Europa- oder Weltmeisterschaften in der Gegend rumgondeln. Die genießen
halt den Vilstalradweg. Oder feiern, wenn die Messlatte höher liegt,
ehrliche oberbayerische Meistertitel.

pebe