Mariä Himmelfahrt

Zwar ist der 15. August in Bayern ein Feiertag wie bundesweit sonst nur noch im Saarland. Allerdings ist Mariä Himmelfahrt hierzulande jetzt nicht gerade einer der meist beachteten Feiertage. Vielleicht liegt es ja mit daran, dass an diesem Tag halb Bayern in Urlaub ist. Womöglich könnte es aber auch mit dem gebräuchlichen, wenn auch nicht ganz korrekten Namen dieses katholischen Kirchenfestes zu tun haben.

Obwohl es inzwischen Quoten für Frauen in Konzern-Vorständen und Frauenparkplätze in Parkhäusern gibt, existiert immer noch ein leichtes Übergewicht zwischen den Geschlechtern zugunsten der Männer. Und damit spiele ich jetzt nicht auf die Tatsache an, dass zwei Drittel der männlichen Spezies in der BRD ein Gewichtsproblem haben und damit die Frauen diesbezüglich deutlich hinter sich lassen.

Aber es drängt sich der Verdacht auf, dass Mariä Himmelfahrt nicht zur Gänze dem Wunsch zu verdanken ist, damit vor allem eine Frau zu ehren. Vielmehr lassen sich verschiedene Aufschreibungen so interpretieren, dass Cyrill von Alexandrien im 5. Jahrhundert nach Christi ein Marienfest eingeführt hat, um damit dem Brauch, die Himmelfahrt der heidnischen Gottheit Astraea zu feiern, ein Ende zu machen.

Für alle, die nicht so ganz sattelfest sind in Kirchengeschichte: Cyrill hatte nach seinen Studien erst als Einsiedler gelebt, bevor er zum Patriarchen von Alexandria gewählt und dann zu einem bedeutenden und vielleicht etwas rigiden Theologen wurde. Dass Astraea in der griechischen und römischen Mythologie als Jungfrau der Prophetie verehrt wurde und als solche in den Himmel aufgefahren sein soll, wo sie dann zum Sternbild wurde, bedarf hingegen wohl keiner Erwähnung, das weiß ja jeder …

Jedenfalls sieht es schon ein bisschen so aus, als hätte Cyrill mit der Einführung von Mariä Himmelfahrt vor allem Astraea vergessen machen wollen. Ganz zu schweigen davon, dass in der offiziellen Version der katholischen Kirche ja auch nicht von der Himmelfahrt Marias gesprochen wird, sondern von ihrer „Aufnahme“ in den Himmel, während in der orthodoxen Kirche bevorzugt von der „Dormitio“ die Rede ist, dem Entschlafen.

Und mal ehrlich, die Einführung von Mariä Himmelfahrt hat für Frauen nun nicht gerade bedeutet, dass ihnen, Müttern wie Maria, besondere Ehrung an diesem Tage zuteil wurde und wird – im Gegenteil. Das Brauchtum hat für sie an diesem Tag vor allem Arbeit beschert. Denn Mariä Himmelfahrt wurde früher auch gerne Maria Würzweih oder Buschenfrauentag genannt.

Weil die Jünger nämlich laut Legende nach der Öffnung von Marias Grab nur noch Blüten und Kräuter vorfanden, müssen bis in unsere Tage viele Frauen Sträuße aus sieben verschiedenen Kräutern binden. Die dann, vielleicht auf dem Dachboden aufgehängt, dafür sorgen sollen, dass Haus und Bewohner vor Blitzschlag und Krankheiten geschützt sind.

Und da nützt es auch nichts, dass von der Kirche in der Folge auch noch Mariä Geburt oder Mariä Namen gefeiert werden. Es ist zu befürchten, dass auch an diesen Tagen in den meisten Fällen wieder die Frauen anstatt der Männer in der Küche stehen. Während an Christi Himmelfahrt Männer sich als Väter feiern lassen. Da ist also noch Handlungsbedarf für die Gleichstellungsbeauftragten dieser Republik.

pebe