Hausmittel

Meine Großmutter hat das immer gesagt. Und meine Mutter auch. Wenn etwas so aussah, als wäre da wirklich nichts mehr zu machen, so hieß es achselzuckend: Dagegen ist halt kein Kraut gewachsen.

Dabei haben es gerade die beiden eigentlich besser gewusst. Denn sie hatten immer irgendein Kraut parat, wenn sie selber oder irgendjemand anderes ein Wehwehchen oder schlimmeres hatten. Gleich zum Arzt zu rennen, das gab es einfach nicht. Nur am Rande vermerkt: Es hat offensichtlich nicht geschadet. Sie erreichten beide ein biblisches Alter.

Und so war es auch bei vielen anderen, großen und kleinen Problemen in Haus und Garten. Da wurde nicht ins nächste Geschäft gerannt, um die Regale zu plündern. Man hatte für fast alles seine Hausmittel zu Hause. Was nun wieder einmal eine kleine Renaissance erlebt. Allerdings in erster Linie in einschlägigen Hochglanz-Magazinen, die das Glück dieser Erde nicht auf dem Rücken der Pferde sondern auf dem Land versprechen. Vorausgesetzt, man kauft für teures Geld ihre Broschüre.

Dabei wäre es doch wieder einmal so einfach gewesen. Man hätte nur rechtzeitig mit der Großmutter sprechen müssen. Oder mit der eigenen Mutter. Da hätte man einiges erfahren können über Hausmittel. Männer sind dafür zumeist weniger geeignet, haben aber dafür meistens den richtigen Gabelschlüssel parat. Man sollte sich aber auch darüber im Klaren sein, dass gerade im Bereich Gesundheit Hausmittel nicht immer jedermanns Sache sind.

So finden beispielsweise insbesondere Kinder es eher etwas „eklig“, wenn ihnen gegen den Husten gekochte und zerstampfte Kartoffeln im Waschlappen auf die Brust gelegt werden. Auch Quark, nach einem Sonnenbrand auf die betroffenen Stellen aufgetragen, ist nicht bei allen beliebt. Und von der Verwendung von Schneckenschleim, um Warzen zu entfernen, sehen wohl viele Menschen alleine schon beim Gedanken an die Gewinnung desselben ab.

Sympathischer klingen da schon die Empfehlungen für den häuslichen Bereich, und insbesondere, weil man sich auch viel Geld sparen kann. Obstflecken auf der neuen Bluse? Die teure Reinigung kann man sich sparen! Gehen nämlich mit Buttermilch bestens raus. Die Frage, ob dann nicht die Buttermilch Flecken hinterlässt, konnte zwar nicht befriedigend beantwortet werden, aber gegen die gibt es sicher auch irgendein Hausmittel.

Wie zum Beispiel für verstopfte Abflüsse. Da braucht man nämlich gar keine muskelbepackten Männer auf Plastikflaschen. Es reichen zwei Esslöffel Salz und ebenso viel Cola, und schon rauscht es wieder im Waschbecken oder in der Badewanne. Und damit auch die Männer nicht zu kurz kommen, auch wenn es noch nicht so aktuell ist: Innen vereiste Auto-Scheiben mit einem zugeknoteten Taschentuch abreiben, in das man vorher eine Handvoll Salz getan hat. Da bleibt auch das Armaturenbrett trocken.

Und wenn wir schon bei Taschentüchern sind: Wenn weiße Wäsche richtig weiß werden soll, einfach eine Zitrone in ein Tuch binden und mit waschen. Bleibt die Wäsche trotzdem grau, dann einfach mal eine andere Zitronensorte versuchen. Vielleicht waren die Zitronen ja früher auch einfach noch saurer.

pebe