Kennen Sie Hugo?

Sie heißen Hugo, Margarita oder Maria Pita, Perdono und Lulu. Und wenn es in dieser Liste nicht noch andere Namen gäbe wie Mojito, Zombie, Swimming Pool oder Sex on the Beach, man könnte fast meinen, dass es die diesjährigen Lieblingsnamen für den Nachwuchs wären.

So aber ist wahrscheinlich nicht nur dem Kenner der Materie klar, dass hier Cocktails und Sommergetränke aufgezählt werden, und er wird vielleicht monieren, dass der Sprizz nicht dabei ist. Aber das hätte die Einleitung für dieses Thema total versaut, denn wer um alles in der Welt würde sein Kind schon Sprizz nennen wollen. Es sei denn …!?

Aber das würde jetzt zu weit führen und vor allem dem eigentlichen Grund für diesen Beitrag zuwiderlaufen. Denn das auffälligste am neuen Trend, sich den Feierabend oder vielleicht sogar schon das Mittagessen mit einem Aperitif oder Cocktail entspannter zu gestalten, ist wohl die Tatsache, dass wir hier in Deutschland mal wieder die Nachzügler sind.

Und dass die Jugend natürlich wieder mal schneller war und sich schon Hugos, Aperol-Sprizz und Mojitos bestellte, als die älteren Generationen sich noch krampfhaft am Martini, geschüttelt oder gerührt, festhielten. Und das auch nur, weil schon sämtliche James Bond Filme in der dritten Wiederholung im Fernsehen gelaufen sind.

Dabei ist es ja wirklich nicht so, dass nicht auch schon wir Menschen kurz vor oder nach der Rente Trends miterlebt hätten, die unsere Eltern verstörten. Ich erinnere nur an kleine Feiglinge, Kümmerlinge und Apfelkorn. Stets in kleinen Fläschchen gereicht und mit der Vorgabe, dass man damit einen ohrenbetäubenden Lärm auf der Theke veranstalten musste, bevor man ihn trinken durfte.

Und da sieht man schon den kleinen Unterschied. Während wir uns damals so an den einfachen Dingen des Lebens erfreuten, würde heute die Lust auf einen Cosmopolitan oder Tender Kiss erst einmal in einen Feinkostladen führen oder in ein Szenelokal.

Zugegeben, auch schon in einfachen Kneipen und Gaststätten wird inzwischen aus einem Rüdesheimer schon mal ein Hugo*. Aber im Großen und Ganzen sind Hugo und seine Freunde aus einer Welt, in der auch Smartphones, Tablets und Netbooks zu Hause sind. Will sagen, vor allem bei der Vollzeit-Internetfraktion, bei allen, die schnell noch das Rezept googeln können, bevor sie sich was bestellen. Und sich nach Möglichkeit vorher noch ein Video dazu auf Youtube anschauen. Die ihren Lillet Berry trinken können ohne das Smartphone aus den Händen legen zu müssen.

Doch es gibt auch einen durchaus positiven Aspekt bei dieser Entwicklung. Denn schließlich gehörten früher Cocktail und Aperitif in Filme oder zu den oberen Zehntausend. Es scheint sich also was verschoben zu haben im Gesellschaftsgefüge, auch wenn nicht zu befürchten ist, dass Cocktails demnächst im Paket für Sachleistungen bei Asylbewerbern auftauchen werden.

Aber das sollte alles nicht hindern. Man kann sich schließlich auch ohne Smartphone einen Cocktail genehmigen. Einfach Tochter oder Sohn mitnehmen und vorher googeln lassen, was da auf der Karte steht. Keine Frage, dass die dann besser einen Spezi kriegen, wenn sie noch keine 18 sind. Den gibt es schließlich immer noch. Auch wenn er demnächst vielleicht Cuba senza libre heißt.

pebe

* Hugo Getränkerezept

Holunderblütensirup, Prosecco oder Weißwein, 2-3 Blättchen frische Minze, evtl. ein Schuss Mineralwasser, Eis, Limettenstücke.

Nimmt man statt Prosecco Mineralwasser, ist es an heißen Tagen ein prima Durstlöscher, auch für Kinder – und ohne Minze und Limette schon ewig als Holunderlimo bekannt.