Natürlich haben wir sie wie vieles andere den alten Griechen zu verdanken. Denn das Wort „Idol“ kommt aus dem Griechischen. „Eidõlon“ war im Altgriechischen die Gestalt, ein Bild. Und dann auch noch das Götzenbild.
Womit die Neuhochdeutsch sprechenden Christen eigentlich keine Probleme hatten, bei ihnen war „Götze“ Bezeichnung für ein Heiligenbild. Den komischen Beigeschmack bekam der Götze erst bei Martin Luther, jetzt war er auf einmal der „falsche Gott“, der „Abgott“. Aber vielleicht hat da der gute Martin auch in weiser Voraussicht gehandelt. Denn während bei den alten Griechen die Gestalten und Bilder noch geradezu vor Ästhetik strotzten, war dann später bei den Götzen und den Idolen der neueren Zeit doch auch manch schlimmer Finger dabei.
Es kann aber auch sein, dass man allen Beteiligten Unrecht tut. Denn wahrscheinlich war beispielsweise Achilleus ein Idol, aber nicht wirklich so schön wie die Statuen aus damaliger Zeit. Und außerdem hat er ja eine ziemlich blutige Spur hinterlassen, bevor er in Troja dann selber zu Tode kam. Weshalb Martin Luther vielleicht einfach nur noch mal auf einen Umstand hinweisen wollte, von dem sowieso schon alle wussten: Dass nämlich Idole ausgesprochen zweischneidige Schwerter sein können.
So gab es einst eine Zeit, da hatte ein Großteil der männlichen Jugend Fußballer als Idole. Fritz Walter zum Beispiel. Was ja wirklich nicht weiter schlimm war, denn Fußball spielen ist gesund. Ganz andere Folgen hatte es hingegen zu jenen Zeiten, dass für viele Mädchen Brigitte Bardot ein Idol war. Denn die wollten zumindest so aussehen wie ihr Idol, was aber nur ganz, ganz wenigen gelang – oder besser gesagt keinem.
Denn das ist ein grundsätzliches Problem mit Idolen. Sie sind meistens so einzigartig, dass weder Mann noch Frau, weder Bub noch Mädchen so werden oder sein kann wie sie. Oder hat man schon einmal gehört, dass ein Heinz Hoffmann zum Idol geworden wäre. Wobei der Name natürlich nur stellvertretend steht für einen ganz normalen, unbescholtenen Bürger dieses Landes.
Idole können alles sein. Gut oder böse. Ghandi oder Himmler. Aber nur eben nicht gewöhnlich. Sie haben verrückte Frisuren wie die Beatles oder Beckham. Einen ungewöhnlichen Mut und Lebenslauf wie Che Guevara. Eine Ausstrahlung wie John F. Kennedy oder Barack Obama. Oder sie singen Lieder über regenreiche Zeiten wie Tokio Hotel.
Weshalb eine vom Magazin Stern 2003 in Auftrag gegebene Studie etwas verwundert. Damals sollten die Befragten also angeben, zu wem sie aufschauen, wem sie nacheifern möchten. Was ja zu einem Idol gehört. Und man höre und staune. Auf Rang 1 war „meine Mutter“! Exakt 35 Prozent der Befragten wollten also werden wie ihre Mutter und schauten zu ihr auf. Haben jedenfalls fast 27 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen behauptet.
Tröstlich zumindest, dass bei der Umfrage drei Namen auf dieser Liste der 200 Idole der Deutschen auf den hintersten Rängen 197 bis 199 landeten. Nämlich George W. Bush, Adolf Hitler und Daniel Küblböck. Genau in der Reihenfolge. Was dann aber doch etwas nachdenklich stimmt. Dass es nämlich Hitler überhaupt geschafft hat, unter die 200 Idole der Deutschen zu kommen.
pebe