Sonnenbad am Lido di Centro

Es ist Zeit umzudenken! Jedes Jahr wurde gefiebert,
die Wochen, Tage und Stunden gezählt. Bis es dann endlich
so weit war und wir am Inntal-Dreieck im kilometerlangen Stau standen.
Weil
alle in den Süden wollten, an die Strände, zum Mittelmeer.

Das
muss nicht sein! Und der Grund ist nicht das dümmliche
Gerede des einen oder anderen Politikers auf der einen oder anderen
Seite der Alpen. Nein, der Grund ist schlicht und einfach: Wir
müssen gar nicht mehr in den Süden fahren. Wir haben
doch alles schon hier, direkt vor unserer Haustür.

Zum Beispiel
das Wetter. Warum soll man sich dafür noch über
Autobahnmaut und zu kleine Hotelzimmer aufregen. Wir haben seit
Wochen herrlichsten Sonnenschein, Temperaturen wie in anderen Jahren
auf Sizilien oder an der Adria und die Prognosen für den August
sind bestens.

Ach, Sie wollten gar nicht an die Adria sondern nach
Verona wegen der Opernarien unter sommerlichem Himmel? Ist auch
kein Grund mehr.
Die kann man nämlich inzwischen auch in der Vilsgemeinde genießen
und mit dem kleinen Unterschied, dass man beispielsweise beim Serenadenabend
auf der Terrasse des Wasserschlosses auch noch leckere Kleinigkeiten
zu essen bekommt. Kriegt man in Verona in der Arena nicht.

Und wer
eher an heiße Nächte mit noch heißerer
Musik in Allassio oder Rimini dachte, dem sei verraten, dass Live-Konzerte
unter freiem Himmel gang und gäbe sind im Landkreis, man denke
nur an Jazz im Park. Auch wenn es offensichtlich einige Leute noch
gar nicht gemerkt haben.

Aber auch Calzone, Frutti di mare oder
Latte Macchiato und Gelato sind keine Ausrede mehr, um im Schritttempo
die Heimat zu verlassen.
Schließlich gibt es inzwischen keine Gemeinde mit mehr als
1333 Einwohnern, die nicht eine Gelateria oder Pizzeria vorweisen
kann. Selbst Liebhaber der inzwischen in verschiedene Länder
aufgeteilten jugoslawischen Küche oder Freunde von Feta und
Ouzo müssen nicht darben. Auch für sie ist schließlich
zwischen Sempt und Vils durchaus gesorgt.

Und deshalb gibt es eigentlich
und wenn überhaupt nur noch
ein Argument für den Urlaub jenseits des Brenners: Der Sandstrand.
Aber das muss kein Argument bleiben. Schließlich haben es
uns die ansonsten als eher kühl verschrienen Hamburger schon
vorgemacht, auch in der Bundeshauptstadt wurden wenigstens in diesem
Fall die Zeichen der Zeit erkannt.

Das Rezept ist einfach aber wirkungsvoll:
Man nehme ein paar Lastwagen, lasse sie Sand heranfahren, der dann
noch von einem Bulldozer gleichmäßig
verteilt wird. Perfektionisten können mit Handrechen den letzten
Schliff geben. Dann werden Liegen aufgestellt, Sonnenschirme aufgespannt
– und fertig ist der Strand.

Und morgens um halb sieben, wenn die
Welt bekanntlich noch in Ordnung ist, legt der Papa Handtücher
auf die Liegen, damit sich niemand anderes draufgelegt hat, wenn
die ganze Familie mit dem Frühstück
fertig und in den Badeanzügen ist. Naheliegender Vorschlag:
Die B15, dort wo sie auf die B388 trifft, das wäre doch ein
idealer Platz. Da haben‘s die Strand-Urlauber dann auch nicht
so weit vom Lido di Centro zu Pizzeria und Gelateria.        pebe