Natürlich kann man sich einfach nur ein Kostüm anziehen, vielleicht noch eine Perücke aufsetzen und dann bloß noch fröhlich sein und abfeiern, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass wir wieder einmal Fasching haben. Die Gelegenheit muss nämlich genutzt werden, auch wenn manchmal Politiker den Eindruck erwecken, dass inzwischen schon ganzjährig Narrenzeit wäre. Am Aschermittwoch ist schließlich schon wieder alles vorbei.
Aber die Welt besteht nicht nur aus Menschen, die mal wieder den Alltag und mitunter auch alle guten Vorsätze vergessen wollen, es gibt mit Sicherheit auch welche, die erst einmal interessiert, warum sie das überhaupt gerade jetzt tun sollen. Und denen kann natürlich geholfen werden. Auch wenn man vielleicht nicht unbedingt bei den Babyloniern anfangen muss, die angeblich auch schon so was Ähnliches gemacht haben, wenn auch ohne Kostüm. Ein Rückblick ins Mittelalter tut es schließlich auch.
Da war es der Klerus, der zeigte, dass nicht jeder, der sich ums Seelenheil anderer kümmert, auch eine Spaßbremse sein muss. Da hat man nämlich zu Epiphania, also um den 6. Januar rum, mal die Rollen getauscht, weshalb der einfache Kirchendiener sogar schon mal einen frisch „gekürten“ Papst mimen durfte. Und umgekehrt.
Weshalb es eigentlich genauso zuging wie damals in Mesopotamien, denn auch dort bestand die Gaudi darin, dass bei dieser Gelegenheit einfach mal die Rollen getauscht werden durften. Was ja auch die vielen Zigeunerinnen und Cowboys unserer Tage erklären würde.
Jedenfalls fing der Klerus damals damit an, auf der Straße und mit Umzügen zu feiern, was mit Sicherheit die Vorläufer aller Konfetti-Paraden und Rosenmontagsumzüge waren. Warum allerdings zum Beispiel im Süden Deutschlands der Fasching oder die Fastnacht daraus wurde, wohingegen insbesondere im Rheinland der Karneval gefeiert wurde und wird, das weiß niemand so ganz genau.
Sicher ist nur, dass mit beidem das Gleiche gemeint ist: nämlich die Zeit vor der Fastenzeit. Fasching, das hieß, dass danach mit dem Ausschank von alkoholischen Getränken Schluss war, das Fass zugemacht wurde. Karneval, natürlich lateinischen Ursprungs, bedeutet frei übersetzt „Schluss mit Fleisch“, wenn also der Karneval rum ist. Was erklären könnte, warum es hierzulande Fasching heißt: Für die Bayern ist halt der Verzicht aufs Bier von größerer Bedeutung.
Sicher ist auch, dass wir die heutige Form überschäumender Faschingsfröhlichkeit deutscher Gründlichkeit verdanken und der Tatsache, dass Napoleon mit seinen Feldzügen zunächst mal die ganze Faschingslaune verdorben hatte. Danach bekam die Gaudi nämlich endlich eine vernünftige Basis. Es wurden Faschings- und Karnevalsvereine gegründet.
Als dann in jüngerer Zeit das Ganze auch noch als Wirtschaftsfaktor entdeckt wurde, da hatte der Spaß dann auch gleich eine neue Qualität. Jetzt wird nämlich vor allem Party gemacht. Das Winteraustreiben, was zum Beispiel in Süddeutschland traditionell auch zur Faschingsgaudi gehört, ist vor allem eine Touristenattraktion.
Und man hört auch nicht mehr, dass zur Faschingszeit beim Klerus mal die Rollen getauscht würden. Aber wer weiß schon wirklich, was sich so alles hinter einer Zigeunerin verbirgt.
pebe