Ausgabe 02/2018| 22. Februar 2018
Warum nicht Müllfasten?
Für die einen war am Aschermittwoch alles vorbei. Für viele andere hat es da vielleicht erst so richtig angefangen. Nämlich das Fasten. Wenn auch nicht unbedingt mehr der Glaube der Grund ist, weswegen die Pfunde purzeln sollen, so ist es doch spätestens die kommende Badesaison.
Da man es sich ja nicht jedes Jahr leisten kann, die Sommer-Garderobe komplett zu erneuern, bleibt schließlich nur Abspecken. Doch wem dann schon bei der Vorstellung von spärlich mit Karotten besiedelten Tellern schummrig vor Augen wird, dem kann eine Alternative angeboten werden: Wenn schon gefastet werden muss, warum denn nicht mal „Müllfasten“? Richtig angedacht und geplant, kann nämlich auch das mit dazu führen, dass Bikini und Bermudashort wieder passen.
Aber fangen wir am besten von vorne an. Denn zuallererst sollte einmal geklärt werden, was das überhaupt ist. Es bedeutet jedenfalls nicht, dass die regelmäßige und akribische Entsorgung von Müll zu einem Mehrverbrauch von Kalorien und somit zu Gewichtsabnahme führt. Vielmehr soll einfach nur der Müll weniger werden. Und das hat Gründe, die weit über ein Kilo mehr oder weniger an den Hüften hinaus gehen.
Denn die Menschheit erstickt demnächst wohl im Müll. Unzählige Tierarten tun dies bereits und buchstäblich jetzt schon. Weil zum Beispiel alljährlich geschätzte 25 Millionen Tonnen an Plastikverpackungen im Meer landen. Noch nicht mitgerechnet sind all die kleinen Plastikpartikel, die zusätzlich in Flüssen schwimmen und in die Meere gelangen. Und dort bis zu 400 Jahre brauchen, um gänzlich abgebaut zu werden.
Inzwischen landen sie zu großen Teilen in den Mägen von allem möglichen Meeresgetier, was dieses in letzter Konsequenz oft zu Skeletten abmagern lässt.
Ganz zu schweigen davon, dass beispielsweise auch ein „Great Pacific Garbage“, also ein zig Quadratkilometer großer und schwimmender Müllteppich aus Plastik im Pazifik, nicht gerade eine Insel der Glückseligkeit für Tier und Mensch ist. Sondern vielmehr ein Desaster, das mit Sicherheit nicht dadurch abgemildert wird, dass China, bis dato der weltweit größte Abnehmer von Müll, seine Einfuhren gedrosselt hat.
Mehr denn je hilft jetzt eigentlich nur noch Müllfasten. Das ja ein bisschen so ist, wie das Fasten für eine gute Figur. Aber während hier der Inhalt weggelassen werden soll, also das, was in einer Verpackung ist, werden beim Müllfasten einfach die Verpackungen weggelassen. Kartoffeln werden also lose gekauft, Salat und Gemüse ohne Cellophan-Hülle. Und Fertig-Pizza am besten überhaupt nicht. Weil es die ohne Verpackungsmaterial nicht gibt.
Man ahnt es bereits, es läuft auf sehr viel Gemüse hinaus – und Wasser aus dem Wasserhahn und nicht aus Plastikflaschen. Und was es beim Metzger gibt, kann man auch in einer Dose transportieren. Die man immer wieder verwendet. Den Luxus kann man sich leisten, wenn man schon Brot und Semmeln im Jutebeutel nach Hause trägt.
Und jetzt die gute Nachricht: Es würde mich sehr wundern, wenn nach vier Monaten Müllfasten nicht auch wieder die Sommerklamotten vom vergangenen Jahr passen würden. Und ein paar Fische mehr überleben.
pebe