Eines hat er geschafft, und das ist nicht wenig – den Eintritt in die Ruhmeshallen der Lexika. Ob ihm das wohl wichtig wäre, wüsste er es?
Doch dort stehen lediglich seine Daten, wann er geboren wurde und starb, und die Orte an denen er lebte: Taufkirchen(Vils) und Dorfen. Und natürlich die Ergebnisse seines Schaffens, die Hörspiele, die Titel der Tagebücher und Romane, die er schrieb. Verschwunden ist dahinter die Person, der Mensch, seine Ansichten, Gefühle, seine Schmerzen, seine Probleme, seine Freuden.
Ich habe das Internet bemüht – da tauchten wieder seine Bücher auf, mehr leider nicht. Doch immerhin ist er als Autor damit unsterblich geworden, der Josef Martin Bauer. Was den Menschen angeht, fallen mir einige Leute in Taufkirchen ein, die sich da vielleicht gut auskennen.
Ich finde, der Mensch ist wichtig. Und oft genug hat sich beim Lesen der Bücher auf einmal ein ganz anderer Zugang ergeben, wenn man ein bisschen über den Menschen Bescheid wusste. Wer war er, was hat er gegolten, damals, im eigenen Land, im eigenen Ort? Wurde er für das, was er getan hat, respektiert, auch zu der Zeit, als er noch nicht berühmt war? Haben ihm die Menschen hier Halt gegeben, oder wurde er nicht ernst genommen?
Er hat den Namen dieser Gemeinde weit über die Grenzen Bayerns hinausgetragen, das ist gewiss. Übrigens wird sein Bestseller „Soweit die Füße tragen“ zur Zeit neu verfilmt. Noch im September saß das Produktionsteam im Herzen Weißrusslands und wartete vergeblich auf Schnee …
Am 11. März wäre Josef Martin Bauer 100 Jahre alt geworden. Ist er für uns heute noch wichtig? Wissen wir noch etwas über ihn? Seine Erfolge und seine Existenz hier bei uns sind auch Teil der jüngeren Geschichte Taufkirchens. Und unsere Geschichte ist Teil unserer Identität. Wie weit interessiert sie uns oder ist uns das alles egal? Wenn dem so wäre, wo sind dann unsere Wurzeln?
Mit seinen Heimatromanen transportierte er unsere kleine Welt in die große, und mit seinen Nachkriegserzählungen holte er die große Welt zu uns. Wir, und auch die Dorfener, wir können stolz sein auf ihn.
Die Frage ist ob wir das wirklich sind, ob wir ihm wirklich den Respekt zollen, den er verdient hat. Und wie gehen wir mit einheimischen Zeitgenossen um, die sich ebenfalls Verdienste um unsere Gemeinde erworben haben? Viele Fragen, über die man manchmal nachdenken sollte … (jh)