… und warum was scheinbar Altes ned immer weise ist
Heiß geht’s her – im August wie im Advent. Der August ist regelmäßig der geburtenstärkste Monat. Demnach brennen im Advent nicht nur die Kerzen, es mag sich auch die Liebe entzünden.
Gehen wir weiter zurück in die Sprach- und Brauchgeschichte, landen wir beim Weisert / Weisat, einem alten Wort für Geschenk. Den Weisatwecken hat man der Mutter mit ihrem neugeborenen Stammhalter als Stärkung angewiesen, auch auf dass as Brot im Hause nie ausgeh’n möge. Stamm und Name waren durch den Erben ja schon gesichert. Bei Mädchen hat man wohl eher abgewartet, ob nicht doch besseres nachkäme … und im 20. Jahrhundert die Büchsenmacherei erfunden.
Was wiederum ein Beispiel dafür ist, dass nicht jeder angebliche Brauch auch weise ist. Ein Mädchen mit einer Büchse zu vergleichen, ist an sich ja schon mindestens fragwürdig und despektierlich. Durch hunderte Büchsen seinen Spott darüber auszudrücken, dass es nur ein Dirndl geworden ist, scheint mir zudem eine recht zweifelhafte Schadensregulierung zu sein. Bei „Traditionen“ manchmal das Hirn einzuschalten, täte jedenfalls weniger schaden! Ein weiser Hinweis an dieser Stelle: In unsere Gemeinde hineingeborene Kinder bekämen vom Rathaus quasi als Weisert einen Baum gestiftet – abzuholen beim Apfelsepp in Wambach.
Weise galten Frauen seit jeher, wenn es um Kräuter ging (vielleicht auch, weil sich die Mannsbilder seit jeher lieber in der Leberkaassemmel verbeißen). Im August treffen sich Frauenverehrung und Kräuterwissen im Großen Frauentag am 15. August: Maria Himmelfahrt. Da leitet uns ein weises Brauchtum an, welche neunerlei (max. 77) Kräuter besondere Beachtung verdienen und nicht im Kräuterbuschen fehlen sollten: u.a. Alant, Arnika, Baldrian, Beifuß, Brennnessel, Dost, Holunder, Johanniskraut, Kamille, Lavendel, Minze, Melisse, Rainfarn, Salbei, Schafgarbe, Spitzwegerich, Tausendguldenkraut, Thymian, Weißdorn umgeben die Königskerze in der Mitte. Dazu Ähren von Hafer, Weizen, Korn und Gerste.
Freuen wir uns im August auch auf einen farbigen erholsamen Strauß an Ferien- und Urlaubserlebnissen und einen guten Erntesommer mit freundlichem Wetter. Freundlich – das hat uns das Klima inzwischen gelehrt, ist ebenfalls nicht traditionell Sonnenschein, freundlich können auch einmal mehrere Regentage sein. Und richtig lieb wird’s dann wieder im Advent!
Markus Tremmel