Haben Sie schon einmal ein eukaryotisches Lebewesen mit all seinen Mitochondrien in der Pfanne leicht angebraten, zusammen mit gehackten Zwiebeln und etwas Knoblauch vielleicht, dann mit Sahne abgelöscht und anschließend noch ein bisschen Petersilie dazugegeben? Schmeckt nicht nur mit Semmelknödeln wirklich lecker!
Da braucht man nichts anderes mehr auf dem Teller. Außer vielleicht der Gewissheit, dass es auch wirklich essbare eukaryotische Lebewesen waren. Da gibt es nämlich Kollegen, da könnte einem richtig schlecht werden, so giftig sind die. Wenn nicht sogar schlimmeres.
Und spätestens jetzt weiß wohl auch jeder, von was hier eigentlich die Rede ist. Jawohl, von Schwammerl. Oder wie man weiter nördlich sagt, von Pilzen. Ein hochaktuelles Thema, denn jetzt ist es wieder so weit. Zwar gibt es durchaus einige Pilzsorten, die man schon im Frühjahr findet, aber so richtig „in die Schwammerl“, wie es heißt, geht man ab August und September.
Und da fängt das Mysterium schon an. Warum geht man „in die Pilze“? Da schwächelt sogar das Internet, und auch der Duden lässt einen im Stich. Keiner weiß es so richtig. Aber es sind sowieso komische Dinger, diese Schwammerl. Das oben war nämlich kein Irrtum. Sie werden wirklich unter den Lebewesen geführt, all die herrlichen Steinpilze, Reherl – auch Pfifferlinge oder Rehlinge genannt -, die knuffigen Champignons und edlen Austernpilze oder Trüffel. Was natürlich jetzt Vegetarier ganz schön ins Grübeln bringt.
Über 4.000 Sorten soll es geben. Allerdings, wie schon gesagt, nicht alle für die Pfanne geeignet. Für Biologen sind sie jedenfalls neben Tieren und Pflanzen eine eigene Spezies. Aber als Lebewesen, wohlgemerkt.
Und eine ganz eigene Spezies sind auch die Pilzsammler. Da gibt es die Spaziergänger und Wochenendausflügler, die sich auf alles stürzen, was auch nur entfernt wie ein Pilz aussieht. Auch wenn es manchmal nur ein weggeworfenes Taschentuch ist. Und dann, kurz bevor sie ins Auto einsteigen, beschließen, doch alle Pilze wegzuschmeißen, weil man ja nie wissen kann.
Dann gibt es noch jene Menschen, die sich schon frühmorgens mit Körben ausgerüstet in der Dämmerung auf den Weg machen. Nicht unbedingt, weil man da mehr Pilze findet. Sondern einfach nur, damit sie niemand sieht. Und ihnen vielleicht auch noch folgt. Denn die besten Schwammerlplätze, die werden von Generation zu Generation weitergegeben und oft nicht einmal der angeheirateten Verwandtschaft gezeigt.
Allerdings muss man sich von der romantischen Vorstellung verabschieden, dass in unseren Tagen nur noch alte Weiblein mit Kopftüchern in die Schwammerl gehen. Heutzutage sind alle Berufsgruppen unter den Sammlern vertreten. Außerdem gibt es jede Menge Quereinsteiger. Männer mit geländetauglichen Autos. Oder makrobiologisch ausgerichtete Frauen mit Zuzugshintergrund. Die sich nicht mehr davon überzeugen lassen, dass man Champignons am besten unter Kuhfladen sucht. Weil die dort angeblich am besten wachsen.
Aber eine Empfehlung sollten auch diese beherzigen. Lieber keine Schwammerl essen, wenn es gerade in der Beziehung kriselt. Man weiß schließlich nie, wie gut sich der Partner respektive die Partnerin mit Pilzen auskennt. Aber als passionierter Pilzsammler sollte man sowieso die Nummer der Notrufzentrale im Kopf haben.
pebe