Image – eine Frage des Blickwinkels

Die bayerische Metropole München ist angeblich
eine Weltstadt mit Herz und die nördlichste Stadt Italiens.
Der Hamburger an sich gilt immer noch als ziemlich steif und singt
unentwegt
Seemanns-Lieder. Kommt jemand aus Bochum, so muss er ein Kumpel
sein und täglich unter Tage fahren. Natürlich waren und
sind das Klischees, die mit der Realität nicht unbedingt sehr
viel zu tun haben, aber sich auf jeden Fall aus dem Image der betreffenden
Stadt rekrutieren.

Welches Image, so stellt sich vielleicht mancher
in jüngster
Zeit die bange Frage, hat eigentlich Taufkirchen an der Vils, dieser
Ort, der von weiter entfernt lebenden Menschen so gerne mit dem
anderen Taufkirchen in der unmittelbaren Nähe Münchens
verwechselt wird.

Wer die Vilsgemeinde schon etwas kennt, dem fällt
bei entsprechender Befragung zumeist der Name Himolla ein. Was
durchaus verständlich
ist, denn schließlich ist der Möbelhersteller immer
noch der größte Arbeitgeber; die Möbelproduktion
prägt seit Mitte des 20. Jahrhunderts die Gemeinde.

Taufkirchen
an der Vils, das Möbelzentrum zwischen Sempt und
Endmoräne? Das ginge denn doch zu weit! Aber vielleicht wird
ja das Image des wohl bald 10.000 Bürgerinnen und Bürger
zählenden Ortes von der Existenz des Bezirkskrankenhauses
geprägt? Ebensowenig! Während beispielweise das vor den
Toren Münchens liegende Haar sich hartnäckig mit der
dortigen Psychiatrie in Verbindung bringen lassen muss, hat man
ja wohl noch nie sagen hören: Ich glaube du bist verrückt,
du gehörst nach Taufkirchen an der Vils!

Da haben es Architekten
aus ihrem Blickwinkel leichter. Denen fällt
im Zusammenhang mit diesem Marktflecken am Kreuzungspunkt zweier
Bundesstraßen unter anderem und zu Recht die evangelische
Kirche ein.

„Vorstellung, Bild, das ein Einzelner od. eine
Gruppe von einer anderen Einzelperson, Gruppe o. Sache hat“,
so erklärt
uns der Duden den Begriff Image. In den letzten Jahren ist in den
Köpfen so mancher Nicht-Taufkirchener in Umrissen das Bild
von einer Gemeinde entstanden, in der beispielsweise Kultur kein
leerer Begriff ist, sondern bisweilen sogar richtig pralles Leben
bedeutet.

Auf diesem Bild erscheint auch oft das Wasserschloss
mit seinem Fuggersaal, der Terrasse, dem Park davor. Und damit
zwangsläufig
auch das Bezirkskrankenhaus mit dem Verein SOVIE, der für
viele Veranstaltungen verantwortlich zeichnet.

Manche Anzeichen
deuten darauf hin, dass diese Heimat für
Alteingesessene, Neubürger und nicht wenige einstige „Ausländer“ noch
gar kein richtiges Image hat. Daran muss wohl noch etwas (weiter)gearbeitet
werden. Die Vilsgemeinde muss ja nicht gleich das Image als das „Taufkirchen
mit Herz“ bekommen oder etwa als „Verona des Landkreises“ in
aller Munde sein. Es wäre schon ein recht passabler Erfolg,
wenn die Skulptur in der Mitte des Kreisels auf der Straße
Richtung Landshut nicht mehr nur als Zeichen dafür angesehen
würde, etwas abzubremsen. Vielleicht wird diese Skulptur ja
eines Tages äußeres Zeichen für Weltoffenheit und
Toleranz in der Vilsgemeinde.     pebe