Ausgabe 04/2022| 28. April 2022
OH MAI OH MAI!
OB ES ABA OWA ODER OWE HOASST …
Manche Bräuche sind schon so lang Brauch, dass man gar nicht mehr weiß, woher sie kommen. Beim Maibaum kennt man seine Wurzeln auch nicht so recht. Es haben schon die alten Germanen Bäume und Waldgötter verehrt und gelegentlich wohl welche aufgestellt. Bäume. Vielleicht mochten es Fruchtbarkeitsriten sein, vielleicht sah man sie als Schutzstangerl, mittels derer man sich die Kräfte der Natur fürs Dorf sicherte. Jedenfalls gibt es die unterschiedlichsten Notizen aus allen Jahrhunderten, woraus sich jedoch kein durchgehender Sinn ableiten lässt. Im 13. Jahrhundert liest man von den ersten „Maibäumen“.
Was viele auch nicht mehr recht verstehen, wo es dagegen aber keine Deutungsspielräume gibt – ist das oweowaauffeauffaummeumma. Kraxelt zum Beispiel ein Bursch auf den Maibaum auffe, muss er anschließend wieder owa. Da tut’s sakkrisch weh, wenn herunten einer steht und ruft: „Kimm owe!“ Das kann nur der oben sagen: „Gib Obacht – iatz kimm i wieder owe!“ Es sei denn, er bleibt oben und riefe nach drunten: „Kimm auffa, wennst da traust!“
Es möcht’ sich der Maibaum verbiegen, was es hierbei an Grausamkeiten für baierische Ohren gibt! Drum an dieser Stelle einmal ein Schnellkursus, weil sonst der Autor so oft schrecklich leiden muss: Owe geht’s nur, wenn man selber oben ist und nach unten blickt; steht man dagegen unten, kann ein Mensch oder ein Ding zu mir nur owa kommen. Gleiches gilt für auffe / auffa. Man geht auf eine Berg auffe, ist man oben und blickt nach unten, kann, wer noch weiter unten steht, gern auffakemma – wenn er uns nicht entgegenruft: „I kimm auffa.“ Weil dann kann er gleich unten bleiben!
Es ist eigentlich ganz einfach: Zu mir her ein „a“, von mir weg ein „e“. Auch beim umma / umme ist’s nicht anders: I spring übern Bach umme und der enta (der drübere) gleichzeitig umma. Ist der enta aber noch enten, wenn ich auch schon drüben bin, und springt er erst dann – dann springt er umme. Er kann dann gleich wieder umma springen, wenn ich nicht zwischenzeitlich zu ihm umme gesprungen bin. Fällt er in den Bach, zieh ich ihn aussa und nicht ausse. Und wenn ich zu Dir jetzt sagen tät: „Huif mir aussa aus diesem Text!“ – dann geht das nur, weil mich eh schon halb draußen sehe. Danke, iatz bin i heraußen!
_Markus Tremmel