Es wird so vieles eröffnet in dieser Jahreszeit, nicht nur in Taufkirchen (Vils). Natürlich ist es erst einmal das Grün, sind es die bunten Blumen, die uns den Frühling so herzlich willkommen heißen lassen. Männer im speziellen freuen sich hingegen besonders über die Tatsache, dass nun endlich wieder gegrillt werden kann, oder dass die Röcke der Frauen wieder kürzer werden.
Und dann gibt es noch die vielleicht gar nicht so kleine aber eingeschworene Gemeinschaft derer, die es durchaus zu schätzen wissen, dass mit dem Frühling nun auch wieder die Absätze höher werden. Was allzu aufgeregte Gemüter vielleicht gerne in die Fetisch-Ecke stellen würden, in Wirklichkeit aber nur eines der wenigen, die beiden Geschlechter verbindenden Vergnügen ist.
Denn auch Frauen haben durchaus ihre Freude daran, wenn sie endlich wieder ihren Beinen die Geltung verschaffen können, die ihnen im Winter von klobigen Stiefeln und Profilsohlen verweigert wurde. Zugegeben, es gibt natürlich auch Frauen, die sich selbst bei Schneefall nicht davon abhalten lassen in hochhackigen Schuhen aus dem Haus zu gehen. Aber da sie es oft nur bis zur nächsten Eisplatte schaffen, und obwohl damit auch die Möglichkeit besteht, einen jungen, attraktiven Arzt kennen zu lernen, zieht es der Großteil der Frauen doch vor, sich erst im Frühling wieder dieses Vergnügen zu gönnen.
Wobei es wohl ewig ungeklärt bleiben wird, ob Frauen auf zehn Zentimeter hohen und höheren Absätzen balancieren, weil das Männern gefällt. Oder ob für viele Frauen diese „Stöckelschuhe“, wie sie früher hießen und noch heute mit ihren Pfennigabsätzen Parkettböden ruinieren, einfach nur ein Stilmittel sind um zu zeigen, dass zum Beispiel Eleganz und Mutterdasein kein Widerspruch sein müssen.
Und vielleicht sind diese High Heels auch oft nur als Aufschrei zu verstehen gegen Gesundheitslatschen und Sneakers, wie sich viele aufgepeppte Turnschuhe heute hochtrabend nennen. Was dann übrigens nicht verhindert, dass die Trägerinnen eben zumeist doch so daherkommen, als hätten sie gerade Australien als Rucksacktouristen bereist.
Und spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass der Verfasser dieser Zeilen ganz eindeutig zu den Verfechtern von erhöht daherkommenden Damen gehört. Allerdings mit einer großen Einschränkung, durchaus auch von einem tiefen Mitgefühl geprägt. Wenn schon „Stöckelschuhe“, dann doch bitte nur, wenn jegliche Verletzungsgefahr ausgeschlossen werden kann. Und dabei ist nicht nur an die Unwägbarkeiten gedacht, die durch Gitterroste oder Fugen zwischen Steinplatten entstehen.
Nein, ich denke dabei vor allem an die Riege jener Damen, denen allem Anschein nach die Physik Grenzen setzt, vielleicht auch ein etwas mangelhaft entwickeltes Gleichgewichtsgefühl zu eigen ist. Also an Frauen in Schuhen mit hohen Absätzen, die einen unwillkürlich einen leisen Angstschrei ausstoßen lassen, weil man nämlich um die Knöchel fürchtet oder die Folgen einer durch einen Sturz hervorgerufenen Gehirnerschütterung. Geprägt von einer traurigen Erfahrung, die da lautet: Je höher der Absatz, desto tiefer der Fall.
Der dann natürlich durch seine Konsequenzen die Freude an der erwachenden Natur im Frühjahr nachhaltig trüben kann. Ein Gipsbein ist nämlich noch unvorteilhafter als ein ausgetretener Winterstiefel.
pebe