Der Klassiker des vorigen Jahrhunderts war natürlich das Sammeln von Briefmarken. Zumindest bei Leuten, die glaubten, dem Sammeln von Fußballerbildern intellektuell etwas entgegen setzen zu müssen.
Weit verbreitet und eher in allen sozialen Schichten vertreten war allerdings auch das Sammeln von Bierdeckeln, hierzulande auch Bierfilzl genannt. Wohingegen die Dame von Welt ihre Vitrine mit Sammeltassen aus aller Herren Länder und Manufakturen füllte. Und das gibt es natürlich auch noch heute.
Aber auch die Welt der Sammler hat sich verändert. Heute sammelt man zum Beispiel Apps auf seinem Smartphone. Und das hat durchaus gesellschaftsrelevante Dimensionen. Sage mir, wie viele Apps du hast und vor allem welche, und ich sage dir, wer du bist.
Für Menschen, die vielleicht noch im Besitz eines Füllhalters sind und ihr Handy nur zum Telefonieren benutzen: App ist die Koseform von Application, was so viel heißt wie Anwendung und bedeutet, dass man sich zum Beispiel via Handy darüber informieren lässt, wie man am besten ein Ei kocht. Und mit derzeit mehr als einer halben Million möglicher Apps ist das ein durchaus lohnendes Gebiet für ein Sammlerherz.
Doch eigentlich gibt es sowieso nichts, was nicht von irgendjemand gesammelt wird. Es werden Trillerpfeifen gesammelt und Beichtzettel, Joghurt-Becher und natürlich Ü-Eier, aufgespießte Schmetterlinge und Nachttöpfe, Stoßstangen von Autos oder Backformen. Und in der Nähe von Stuttgart gibt es sogar einen Mann, der Bäume sammelt. Mehrere hundert soll er schon haben. Damit wir uns richtig verstehen, es sind keine Fotografien von Bäumen, die er sammelt, sondern richtige Bäume, und das auf seinem Grundstück.
Und das ist vielleicht der Moment um sich einmal zu fragen, warum das der Mensch tut. Warum er mit bisweilen seltsamsten Dingen Regale füllt und Schränke, Zimmer und ganze Fabrikhallen und nicht selten nicht damit aufhören kann.
Eine These besagt, dass der Homo sapiens dies immer noch tue, weil er im Grunde seines Herzens immer noch Jäger und Sammler sei wie vor zehntausenden von Jahren. Was eine durchaus plausible Erklärung wäre, denn schließlich führen sich viele Menschen ja auch anderweitig so auf, als würden sie noch in der Urzeit leben.
Aber nicht nur Hobbytherapeuten sehen heute einen sehr viel wesentlicheren Grund für die Sammelleidenschaft der Menschen in der Möglichkeit, wenigstens einmal auf einem Gebiet Erfolg zu haben, wenn sie denn schon mit dem Herzenswunsch, Arzt oder Eisläuferin oder zumindest reich und berühmt zu werden, gescheitert sind. Da möchte man doch wenigstens die meisten Sammeltassen oder Playboy-Ausgaben haben.
Und da kann die Sammelleidenschaft natürlich gefährlich werden. Wenn man die eigene Frau nicht mehr erkennt, weil Mann nur noch Augen für Modelleisenbahnen hat; wer den Mann rausschmeißt, damit mehr Platz für Schuhe im Haus ist, der hat dann nicht nur ein Hobby, um die Freizeit sinnvoll auszufüllen, sondern – wie der Volksmund so treffend sagt – wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Da ist es ja noch um einiges ungefährlicher, wenn einer seit 30 Jahren alle Strafzettel gesammelt hat, die ihm die Polizei verpasst hat (Name ist der Redaktion bekannt) …
pebe