Einkaufserlebnisse

Nicht jeder hat es so gut wie jener Mann in einem TV-Spot, dessen
Hund sich bei dem Wort winselnd flach legt, so dass das Herrchen
behaupten kann, er müsste mit ihm sofort zum Tierarzt, um
das Schlimmste zu verhüten. Weshalb dann die Dame des Hauses
alleine loszieht.

Neben vielen anderen „Kriegsschauplätzen“ ist auch
das Einkaufen ein Beispiel dafür, dass eigentlich nicht immer so
richtig zusammenpasst, was zumeist ein Leben lang einander sucht. Nämlich
Frau und Mann. Lässt man einmal die These beiseite, dass sich Gegensätze
eben anziehen, dann ist nämlich die neudeutsch „Shopping“ genannte
Tätigkeit ein weiterer unwiderlegbarer Beweis, wie unterschiedlich
die Intentionen der Geschlechter oft sein können.

Frau – und natürlich auch Mann – sehe sich doch nur einmal das
Gesicht des Begleiters an, dessen Lebensgefährtin oder angetraute
Gattin gerade ein Paar Schuhe kauft. So spontan Frauen nämlich mitunter
sein können, beim Einkaufen werden sie zu Weltmeisterinnen des Abwägens,
spiegeln Wesenszüge des Buddhismus wider. Nämlich unendliche
Geduld. Hadern auch nicht mit der Verkäuferin, wenn diese für
sie zum fünften Mal im Lager verschwunden ist und dieses Mal noch
ein bisschen länger braucht, bis sie wieder auftaucht.

Eine Frau kann sich in Sekundenbruchteilen für das Leben an der
Seite eines bestimmten Mannes entscheiden. Dem Entschluss, welches für
sie die richtige Höhe eines Schuhabsatzes ist, können mitunter
Stunden vorausgehen.

Wobei natürlich fein zu differenzieren ist. Denn nichts ist Jacke
wie Hose für eine Eva oder Marianne. Während beispielsweise
Vertreter des so genannten starken Geschlechts in einem Supermarkt auch
gerne mal hier in einem Ramschkorb wühlen oder dort mal die Etiketten
der Weinflaschen studieren – wobei es natürlich keinerlei Bedeutung
hat, dass die wohl proportionierte Blondine mit Baywatch-Syndrom die
selben Interessen hat – rasen Frauen hier mitunter mit Einkaufszettel
und einem Tempo durch die Regalstraßen, dass man manchmal an die
innerorts bestehende Geschwindigkeitsbegrenzung erinnern möchte.

Und es gibt noch einen gravierenden Unterschied. Im günstigsten
Falle nur sehr unwillig antworten Männer auf Fragen wie: „Steht
mir das Kleid? Macht es mich zu dick? Welcher Rock hat dir denn am besten
gefallen?“ Wobei es natürlich schon auch eine Rolle spielt,
dass Männer wissen: Jede Antwort ist falsch.

Andererseits bräuchte ein Mann wohl knappe viereinhalb Minuten
für den Kauf einer Hose: Die erstbeste wird anprobiert. Passt sie
annähernd, wird sie gekauft. Egal ob sie ihm jetzt wirklich steht.
Vorausgesetzt allerdings, er ist ganz alleine. Denn Frauen antworten
bei solchen Einkäufen auch, wenn sie gar nicht gefragt wurden. Und
haben dann natürlich auch noch hundert andere Ideen, wie der Gatte
oder Freund den leichten Bauchansatz kaschieren könnte.

Aus dieser offensichtlichen Diskrepanz und gegensätzlichen Interessenlage
hat das eine oder andere Kaufhaus schon Konsequenzen gezogen. Dort kann
Frau den Begleiter einfach in einem Café abgeben, wo Mann mit
ansprechender Lektüre und freundlicher Bedienung die Zeit verkürzt
wird. Dass die eine oder andere Dame schon mal vergessen haben soll,
den Liebsten nach dem Einkauf wieder abzuholen, ist allerdings üble
Nachrede.

pebe