Wie wärs mit Damenwahl?

Vielleicht ist ja auch deshalb Orkantief Sabine in Bayern so heftig ausgefallen. Obwohl es genug Grund gegeben hätte, sich vor allem in Thüringen auszutoben. Aber es würde nicht wundern, wenn Sabine schon aus der Ferne den Wald von bunten Wahlplakaten im schönen grünen Bayernland gesehen hat, und deshalb einfach neugierig wurde. Allerdings weiß ich nicht, ob Stürme vor Begeisterung Bäume umstürzen. Oder eher aus Wut.

Wir werden es jetzt wohl nicht mehr erfahren, denn Sabine ist ja weitergezogen und hat das eine oder andere Rätsel hinterlassen. Nämlich zerfetzte Wahlplakate, auf denen jetzt manchmal nur noch erahnt werden kann, wer denn da das Ende des Klimawandels oder die Rettung des Abendlandes  versprochen hat. Was es zugegebenermaßen auch nicht gerade einfacher macht.

Denn natürlich wäre es für den einen oder anderen poten­tiellen Wähler schon völlig ausreichend, wenn es wenigstens kein Tempolimit auf deutschen Autobahnen gäbe. Wohingegen auf dem Wunschzettel von Wählerinnen höchstwahrscheinlich etwas ganz anderes steht. Vielleicht sogar die Forderung nach ausreichender Bezahlung von Pflegekräften oder anderen Berufsgruppen im sozialen Bereich, nach Kitaplätzen und einem Ende der Altersarmut. Von der Frauen wohl am häufigsten betroffen sind.

Andererseits sind bezahlbare Wohnungen in Ballungsgebieten ja eher geschlechterübergreifend ein Thema. Die jungen Menschen von Friday for Future wären schon zufrieden, wenn sich die Politik an das halten würde, was sie selber und beispielsweise in Paris vereinbart hat.

Alleine schon diese kleine Auswahl an potentiellen Wahlkampfthemen zeigt wohl, wie schwierig so eine Wahlentscheidung sein kann. Und dass es wohl niemals eine hundertprozentige Übereinstimmung geben wird mit dem, was dann wirklich nach den Wahlen politisch umgesetzt wird. Eine Wahl, das ist immer auch ein Kompromiss. Das wird einem spätestens klar, wenn man eine feste Beziehung eingeht. Oder heiratet.

Man kann jetzt natürlich sagen, dass man da Äpfel mit Birnen vergleichen würde, und dem soll an dieser Stelle aus Platzgründen auch nicht widersprochen werden. Doch es gibt eine Gemeinsamkeit zwischen demokratischen Wahlen und der Entscheidung für das Zusammenleben mit einem Menschen.

Ob es die richtige Wahl war, das erfahren Frau wie Mann nur, wenn sie gewählt haben. Was letztendlich nämlich auch bedeutet, dass Verantwortung übernommen wird. Doch die versetzt wenigstens auch in die Lage, hinterher mit allem Recht seine Meinung sagen und vielleicht sogar Unmut äußern zu können.

Insbesondere in diesen Zeiten, in denen digitale Medien für Meinungsäußeren missbraucht werden, die den Namen nicht verdienen, sondern eher nur unter der Rubrik „Wutausbrüche“ oder „Hasstiraden“ einzuordnen sind, in diesen Zeiten ist mehr gefordert, als nur die Stimme zu erheben. Die Stimme muss auch abgegeben werden. Damit der Dialog nicht gänzlich im Geschrei und Getöse untergeht. Nicht noch mehr Keile zwischen die Menschen getrieben werden.

Auch bei Kommunalwahlen geht es um Demokratie.

pebe