1200 Jahre Hofkirchen

Wir wissen nicht, wann die erste Besiedlung der Gegend um Unterhofkirchen erfolgte. Die ältesten Zeugnisse dafür sind eine keltische Viereckschanze im Wald nördlich von Oberhofkirchen und der nicht mehr erhaltene, ehemalige Burgstall in Unterhofkirchen selbst. Die Landschaft gehört selbst zum tertiären Isar-Inn-Hügelland, welches von vielen kleinen und kleinsten Bächen durchzogen ist.

Luftbild Ortschaft Hofkirchen
Luftbild: Dr. Hans Seeholzer (2012)

Hofkirchen, wie die Ortschaft lange und auch heute noch im Volksmund einfach genannt wird, liegt im Tale der „Großen Vils“, die hier noch so schmal ist, dass jedes Mädchen und jeder Bub mit einem Sprung die Ufer wechseln kann.

Die erste Erwähnung des Dorfes ist für den 7. November 819 nach Christus belegt. In der Regierungszeit des Freisinger Bischofs Hitto wurde dem Isener Abt Salomon und seiner Schwester Engilsuind eine Kirche in Sindbaldeshusun übergeben, was so viel wie „bei den Häusern des Sindbald“ bedeutet. Aber schon 1065 tritt nachweislich ein Zeuge „Uvezil de Hovech(i)rchen“ in einer Urkunde auf.

Hofkirchen Kirche_mit_Burgstall
Kirche mit Burgstall (Archivbild)

Unter Bischof Otto I. (1138 – 1158) existiert eine „capella Hovechirichen“ und ab dem 14. Jahrhundert kennt man die Namen vieler hier wirkender katholischer Geistlicher. Noch bis zur Jahrhundertwende fand man von den Edlen aus Hofkirchen den Sitz in der Nähe der Kirche und hinter dem ehemaligen Wirtsgebäude. Ein Burgstall, welcher „Kugelberg“ genannt wurde, zeugte von einer Zeit, in der man sich gegen Nachbarn erwehren musste.

Hofkirchen Pfarrhof
Pfarrhof Hofkirchen (2019)

Johann Georg Kirmair war sicherlich einer der bedeutendsten Geistlichen vor Ort. Er trat 1722 sein Amt an und schmückte die drei örtlichen Kirchen mit einer neuen Innenausstattung aus, baute den heutigen, das Dorf prägenden Pfarrhof, stiftete 1728 die erste Orgel für die Pfarrkirche und gründete 1753 die ers­te Schule am Ort. Auf ihn geht auch die 1737 konfirmierte Isidor-Bruderschaft zurück. In der Spätgotik um 1500 entstand in Hofkirchen ein Kirchenbau, welcher um 1700 und um 1900 jeweils erweitert wurde. Die eigentliche Weihe der heutigen Kirche erfolgte am 19. Juni 1708 durch den Freisinger Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Lichteneck. Seitdem wurde die Pfarrkirche durch die rührige Bevölkerung und ihre Geistlichen immer wieder ergänzt und restauriert.

Durch das Gemeindeedikt von 1818 wurde Hofkirchen der Sitz einer eigenständigen Gemeinde mit gleichem Namen, welche zahlreiche kleinere Orte umfasste. Diese finden sich auch heute noch überwiegend im Pfarrgebiet der Pfarrei Hofkirchen wieder.

Zur Zeit von Bürgermeister Leonhard Tremmel aus Uttenberg lebten in der Mitte des 20. Jahrhunderts etwa 824 Menschen im Gemeindegebiet, wobei unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg eine Rekordhöhe von 1008 Bürgern aufgrund der hohen Zahl an Flüchtlingen zu verzeichnen war.

Die beiden Weltkriege rissen tiefe Wunden in das Leben der Hofkirchner. Das Kriegerdenkmal vor der Pfarreikirche zeugt davon und von den Orten, an denen die Soldatensöhne und -väter aus Hofkirchen kämpfen mussten.

Glockenweihe 1950
Glockenweihe 1950 (Archivbild)

Ein schwerer Schlag für die Hofkirchner war auch das Jahr 1942, als man die Glocken aus dem Kirchturm holte, welche dann in den Wirren des Zweiten Weltkrieges verschwanden. Aber bereits 1950 konnte durch die Spendenfreudigkeit der Hofkirchner eine Glockenweihe durch Herrn Prälat Hartig gefeiert werden. „Arm und Reich der spendenfreudigen Pfarrkinder opferte ein Scherflein und in zwei Tagschichten arbeiteten Männer in der Gießerei…“, so stand es in der Tageszeitung vom 16. Januar 1950.

Mit der Gebietsreform wurde die Gemeinde Hofkirchen am 1. Januar 1972 Teil der Großgemeinde Taufkirchen (Vils). Ins 20. Jahrhundert fiel auch die Umbenennung der Ortschaft von Hofkirchen zu Unterhofkirchen. Hintergrund waren wohl die vielen Orte, gleichen Namens und deren häufige Verwechslung.

Ende 1979 titelte die Tageszeitung „Geht der Jugendpfarrer?“ – und bald wussten die Hofkirchner, dass sie sich mit der Taufkirchener Pfarrei zum Pfarrverband Taufkirchen (Vils) zusammenschließen mussten. Die KLJ-Regionalstelle wurde aufgelöst und Pfarrer Josef Bacher, welcher inzwischen seinen Ruhestand wieder in der Gemeinde Taufkirchen (Vils) verbringt, wechselte in eine unbesetzte Pfarrei außerhalb des Landkreises Erding. In seinem diesjährigen Rückblick zum 40-jährigen Bestehen des Pfarrverbandes wusste der langjährige Dekan und Pfarrer i.R. Thomas Zeitler sehr wohl zu berichten, wie schwer den Hofkirchnern der damalige Zusammenschluss gefallen war.

Inzwischen sind die Einwohner jedoch fest in der Gemeinde und Pfarrgemeinde Taufkirchen (Vils) verwurzelt und Teil der Metropolregion München. Der zahlreiche Zuzug und das Verlangen der örtlichen Jugend, in ihrer Heimat nicht nur zu arbeiten, sondern auch leben zu können, haben auch Unterhofkirchen wachsen lassen. Neben dem Bebauungsplan aus dem Jahr 2000 wurde inzwischen ein neues Baugebiet im Jahr 2014 ausgewiesen. Was hier die aktuelle Eröffnung des nahen Streckenabschnitts der Autobahn A94 bringen wird, bleibt abzuwarten.

In Unterhofkirchen ist heute die Welt noch in Ordnung. Um die Pfarrkirche findet man landwirtschaftliche und zahlreiche handwerkliche Betriebe. Die Jugend trifft sich im Jugendraum der KLJB. Zahlreiche Vereine bereichern das Privatleben. Nur die örtliche Bankfiliale wurde zum Leidwesen gerade der älteren Bevölkerung vor einigen Jahren geschlossen.

Hofkirchen Bürgerhaus
Bürgerhaus „Alte Schule Hofkirchen“ (2017)

Durch die Unterstützung der heimischen Bevölkerung und Firmen, sowie der Gemeinde Taufkirchen (Vils), des Landkreises Erding sowie der Regierung von Oberbayern und einer enormen Zahl freiwilliger Arbeitsleistung konnte unter Federführung des örtlichen Schützenvereins und weiterer Vereine mit dem Bürgerhaus „Alte Schule Unterhofkirchen“ zudem ein zentraler Ort für das Dorfleben geschaffen werden. Die Einweihung auf dem Areal des alten Schulgebäudes fand im Jahr 2017 statt. Im Bürgerhaus gibt es Theateraufführungen, Kabarett, aber auch ein aktives Vereinsleben und die Möglichkeit zum Feiern – alles unter den rührigen Augen von Pächterin Martina Deliano.

Auch für die Zukunft wurde bereits im Rahmen der Bürgerbeteiligung eine vereinfachte Dorferneuerungsmaßnahme entwickelt: So möchte man den alten Schulweg zwischen Kreisstraße und Bürgerhaus reaktivieren, ein neues Feuerwehrhaus bauen und einen Dorfplatz schaffen, welcher zum Verweilen einlädt. Ebenso ist ein Spielplatz für die zahlreichen Kinder im Dorf angedacht.

EINLADUNG

7. November 819:
Seit diesem Datum, also mindestens 1200 Jahre, wohnen, arbeiten und leben nun Menschen hier im Dorf Unterhofkirchen.

Dies muss gefeiert werden.
Dazu laden wir alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Taufkirchen (Vils) herzlich ein.

Nach einem gemeinsamen Dankgottesdienst am
Sonntag, 10. November 2019, um 10 Uhr in der Pfarrkirche
feiern wir gemeinsam im Bürgerhaus „Alte Schule Unterhofkirchen“ mit einem Suppenessen den Geburtstag des Dorfes Unterhofkirchen.

Thomas Maier, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates