Zukunft des Wasserschlosses

Seit über 750 Jahren prägt das Schloss weithin sichtbar den Ort Taufkirchen. Aber nicht allein als markantes Gebäude, sondern vielmehr als Zentrum der Entwicklung unserer Gemeinde. Über viele Jahrhunderte haben das Schloss und seine Besitzer über Taufkirchen gewacht, sie sorgten für sozia­len Frieden, Arbeit und Brot. Sie sprachen Recht und boten Schutz vor Verbrechern und Angreifern. Die Schlossherren leisteten Hilfe bei Naturkatastrophen und unterstützten die Dorfgemeinschaft beim Wiederaufbau nach Krieg und Plünderung. Sie halfen den Taufkirchnern bei Missernten oder großen Epidemien wie z. B. der Pest. Ohne das Schloss lägen große Teile der Geschichte Taufkirchens im Dunkeln. Das kulturelle Erbe Bayerns ist für unseren Ort ganz besonders durch das Schloss und dessen Auswirkungen ermöglicht, entwickelt und erhalten worden.

Der Gemeinderat wird nun am 31. Mai entscheiden, ob die Kommune das Wasserschloss kauft. Umfangreiche Informationen zu den Eigentumsverhältnissen, zum aktuellen Kaufpreis sowie zur derzeitigen Nutzung und den noch notwendigen Sanierungsmaßnahmen wurde den GemeindebürgerInnen am 28. April bei der Bürgerversammlung ausführlich dargestellt.

Im Wasserschloss finden seit Jahren folgende private und kulturelle Veranstaltungen und Nutzungen statt:

  • Hochzeits- und Geburtstagsfeiern, Taufen, private und betriebliche Veranstaltungen, Tagungen, Seminare, Ausstellungen (ca. 60 – 70 Veranstaltungen/Jahr)
  • Advent im Schloss – Adventskalender, Jazz im Schloss, Konzerte
  • Kreismusikschule – Unterrichtsräume für aktuell 126 SchülerInnen
  • Naturkindergarten – Aufenthaltsräume für 20 Kinder
  • Trauungszimmer (ca. 70 standesamtliche Trauungen/Jahr)
  • Schlosskapelle
  • SOVIE’s Wohnen gGmbH (Übergangs- und Langzeiteinrichtung für aktuell 15 psychisch kranke Menschen)
  • Ausstellungsräume (Heimatmuseum geplant)

Der bisherige Besitzer des Schlosses, Nico Forster, ist 2010 plötzlich verstorben. Die Erben des historischen Gebäudes, seine drei Kinder, haben 2015 das Schloss an die familien­eigene Guttenburg Grundstücks- und Beteiligungs AG übertragen. Im Februar dieses Jahres hat die AG nun bei einem Notar den Verzicht auf das Eigentum erklärt, gleichzeitig aber eine Grundschuld in Höhe von 1,3 Mio. € auf das Gebäude eintragen lassen.

Die Gemeinde Taufkirchen (Vils) kann nun das Schloss für 630.000 € kaufen, muss aber für dringende Sanierungsmaßnahmen sofort noch ca. 657.000 € aufbringen.

Sollte ein Kauf nicht zustande kommen, wird die Guttenberg Grundstücks- und Beteiligungs AG zum 1. Juli 2016 das Eigentum am Schloss aufgeben, was zur Folge hat, dass der Freistaat Bayern Eigentümer werden kann. Verzichtet der Freistaat jedoch auf dieses Aneignungsrecht, was wahrscheinlich ist, so wird das Schloss herrenlos! Jeder hat nun die Möglichkeit, sich das Gebäude anzueignen, vorausgesetzt er zahlt der Guttenburg AG den stolzen Grundschuldbetrag von 1,3 Mio. €.

Die Nutzungsrechte der Gemeinde Taufkirchen (Vils) am Schloss, die eine Fläche von 1.230 qm der Gersamtnutzfläche von 2.240 qm umfassen, bleiben auch nach einer Eigentumsaufgabe erhalten und sind im Grundbuch gesichert. Sowohl im Erdgeschoss als auch im 1. OG sind zwar weiterhin die Räume nutzbar. Auch der Schlossinnenhof, der Schlossweiher sowie die Wege und Grünflächen zwischen Schlossweiher und Vils stehen der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Für ein herrenloses Wasserschloss gibt es jedoch keinen Ansprechpartner und auch niemand, der sich um den Brandschutz, die Sicherheit in den Gebäuden, auf dem Schlossweiher und auf den Wegen rund um das Schloss kümmert. Kann die Kommune nach dem 1. Juli ihr Nutzungsrecht dann überhaupt noch ausüben? Sind Trauungen im Wasserschloss dann noch möglich? Können weiterhin Gottesdienste in der Schlosskapelle stattfinden? Sind Kindergarten, Kreismusikschule und Langzeittherapie im Schlossgebäude noch tragbar?

Um das Wasserschloss vollständig zu sanieren sind langfristig zusätzlich 1,8 Mio. € von der Gemeinde aufzubringen und jährlich rund 26.000 € an Betriebskosten anzusetzen. Entscheidet sich der Gemeinderat gegen einen Kauf, sind für Kindergarten, Trauungszimmer, Kreismusikschule, Montessori-Schule, SOVIE‘s Wohnen und das Heimatmuseum künftig neue Räume zu schaffen.