Stresstest für E10

Mancher hat wohl beim ersten Mal, als er diesen Begriff hörte oder las, an ganz was anderes gedacht. Vielleicht, dass das einstige E605 wieder auf den Markt gekommen ist. Quasi als abgeschlackte, ökologisch vertretbare Version für den Hausgebrauch und ohne Nebenwirkungen. Und wenn auch der neue Öko-Sprit E10 nun wirklich nichts mit einem Insektenvertilgungsmittel zu tun hat, in seinen Auswirkungen ist er zumindest im übertragenen Sinne vielleicht nicht so ganz unähnlich.

Denn hinter dieser simplen Kombination aus Buchstabe und Zahl verbirgt sich ein Aufreger, der nicht nur wie Phönix aus der Asche aufgetaucht ist oder wie das Monster von Loch Ness, sondern ganz offensichtlich im Gegensatz zu diesen beiden eine Langzeitwirkung haben kann. Es ist ja schließlich nicht nur so, dass wir auf einmal einen neuen Kraftstoff für unser geliebtes Automobil an den Tankstellen haben. Viele – und darunter auch ein großer Automobilclub – haben hier eher einen neuen Feind ausgemacht, über dessen Gefährlichkeit sich Autofahrer ehrlich Sorgen machen.

Weiß man doch nicht so richtig, ob der Motor überhaupt E10 verträgt. Weshalb hier mal Klartext gesprochen werden muss. Wer glaubt, dass E10 als Ökosprit eine neue Ära in der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen einleiten soll, hat nicht alles verstanden. Er lässt nämlich außer acht, dass E10 nicht nur ein Kraftstoff, sondern wohl eher Teil eines Konjunkturprogramms ist. Mit dem auch der Automobilindustrie schon mal präventiv unter die Arme gegriffen wird.

Wenn der Motor defekt ist, da kauft man sich doch gerne mal ein neues Auto oder zumindest einen neuen Motor. Und natürlich hat unsere Regierung auch an die notleidenden Ölkonzerne gedacht. Denn damit das E10 billiger werden konnte als Super, musste Super natürlich erst mal gehörig teurer gemacht werden. Was einfach nur als genialer Schachzug bezeichnet werden kann.

Und außerdem soll niemand behaupten, dass der bereits erwähnte große deutsche Automobilclub nicht auch mit im Boot wäre. Erst seine Kampagne gegen diesen Stoff, aus dem die schönen Träume des Bundesfinanzministers sind, hat das Ganze abgerundet. Der Autofahrer hat sich nämlich erwartungsgemäß für sein geliebtes Auto und gegen E10 entschieden und gibt jetzt mehr für Sprit aus als je zuvor.

Womit wir zum Kern der Sache kommen. Denn das ist für Spekulanten natürlich immer ein Grund mehr, mit Öl Gewinne zu machen. Und weil sie dies inzwischen sogar mit viel mehr Öl tun als es überhaupt gibt, haben wir eine sehr gute Chance, dass wieder einmal eine Blase platzt. Wie damals die mit den Immobilien in den USA. Und weil dann natürlich immer auch Banken mit drin hängen, kann dann wohl endlich auch mal wieder dieser schöne Rettungs-Schirm aufgeklappt werden, der für den Fall angeschafft wurde, dass Großbanken und andere Geldgeber – warum heißen die eigentlich noch immer so? – wieder mal im Regen stehen.

Könnte es also sein, dass es gar nicht so sehr darum geht, mit dem neuen Kraftstoff den Ausstieg aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu beschleunigen, mit jedem Liter wieder ein kleines Stückchen Natur zu retten, wie behauptet wird? Vielleicht ist das ganze einfach nur ein langfristiges Programm, damit demnächst mal wieder Banken gerettet werden können. Hat doch so richtig Spaß gemacht beim letzten Mal!

pebe