Neuer Geschäftsführer bei der Genossenschaftsbrauerei Taufkirchen(Vils)

Nach seiner Heimat befragt, bezeichnet sich Albert
Kolbinger (35), seit 1. August 2002 neuer Geschäftsführer
der Taufkirchener Genossenschaftsbrauerei und Nachfolger von Heinrich
Huber, als
unfreiwilliger bayerischer Grenzgänger. In Riedenburg in der
Oberpfalz zur Welt gekommen, gehört sein Geburtsort seit der
bayerischen Gebietsreform 1972 zu Niederbayern.

Riedenburg prägte
auch sein Berufsleben. In der dortigen Brauerei absolvierte er
zunächst seine Lehre. Es folgte der Wehrdienst,
danach die Meisterschule in München mit dem Abschluss als
Braumeister. Zurück in Riedenburg, folgte ein Abendstudium
der Betriebswirtschaft. Damit stieg er zum stellvertretenden Betriebsleiter
auf und sammelte dabei die nötige Berufserfahrung für
seine jetzige Geschäftsführertätigkeit in Taufkirchen(Vils).

Die
berufliche Veränderung passte dem verheirateten
Familienvater auch privat gut ins Konzept. Seine beiden Söhne,
drei und sechs Jahre alt, konnten hier letzten Herbst den Kindergarten
beziehungsweise
die Schule beginnen.

Beim Beruferaten hätte man es mit Albert
Kolbinger schwer. Er passt so gar nicht in das Klischee eines stattlichen
Braumeisters
mit eher barocker Leibesfülle. Seine schlanke Statur erinnert
an seinen Vorgänger, vom Wesen her macht er einen feinfühligen,
besonnenen Eindruck.

Letzteres kommt sicher seiner Philosophie der
Personalführung
zugute. Von seinem jungen, tatkräftigen Taufkirchener Team
– die Personalstärke schwankt saisonbedingt zwischen 12 und
30 Beschäftigten – hält er große Stücke. Für
ihn sind sie mehr Mitarbeiter als Angestellte.

Das zahlt sich aus,
davon ist der neue Geschäftsführer überzeugt.
Seinem Braumeister Thomas Drechsel sei es in erster Linie zu verdanken,
dass man kürzlich wieder mit einer Goldenen DLG-Medaille,
diesmal für das Helle, ausgezeichnet worden sei. Auch das
dunkle „Schlossbier“, seit letzten Herbst auf dem Markt,
habe sich zu einem Geheimtip unter Bierkennern entwickelt, obwohl
es nicht überall im Vertrieb erhältlich ist. Und die
Eröffnung der Bar „Boveda“ im Dezember 2002 in
der ehemaligen Brauereitenne – „im September war das noch
eine Rumpelkammer“- wäre nach Meinung des Brauereichefs
ohne die engagierte Mitarbeit der Belegschaft und der Verwaltung
nicht möglich gewesen.

In diesem Stil soll es auch weiter gehen.
Ein neues Projekt ist für das Frühjahr geplant – mehr
wurde noch nicht verraten.

Eine kleine Brauerei mit einer jährlichen
Bier- und Limonadenproduktion von 12.000 bzw. 9.000 Hektolitern
muss sich zwangsläufig immer
wieder Neues einfallen lassen, um im Geschäft zu bleiben.
Vor allem die Besetzung von Angebotsnischen bringt Vorteile gegenüber
den „Großen“. Ein komplettes Getränkesortiment
in zwei eigenen Verkaufsmärkten – auf dem Brauereigelände
und in Dorfen – zählt ebenso dazu wie ein Full-Service über
das normale Maß hinaus. Auch die Schraubverschlüsse
für Bierflaschen, bei Limonaden längst üblich, haben
sich gut bewährt; vier Brauereien in Bayern konnten sich damit
profilieren.

Obwohl die Zeiten auch fürs Braugewerbe härter
geworden sind: Um die Zukunft ist Albert Kolbinger nicht bange.
Die nationalen
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hält er für verbesserungswürdig,
doch in der hiesigen Brauerei sei genügend Grundlage vorhanden,
um mit neuen Ideen „was draus zu machen“.

Für
junge Leute, die sich von diesem Optimismus anstecken lassen, wird übrigens
zum Herbst eine Lehrstelle angeboten. Nicht zuletzt, um sich gute
Fachkräfte selbst heran zu ziehen.
sm